Nach Verlustjahren vermeldet Semperit nun ein Rekordergebnis - dank eines Booms bei Schutzhandschuhen und erfolgreichem Restrukturierungskurs.
Selten, dass sich ein Misserfolg so sehr als Segen herausstellt: Noch Anfang 2020 bekräftigte Semperit-Vorstandschef Martin Füllenbach, dass die seit 1920 bestehende Gummihandschuh-Sparte mangels Zukunftsperspektive verkauft werde. Das gelang nicht. Dann kam Corona.
Ergebnis: Semperit fuhr die Produktion seiner malaysischen Handschuhfabrik um 25 Prozent auf 9,6 Milliarden Stück hoch. Und auch jetzt im 1. Quartal schoss der Umsatz des Medizinbereichs um 149 Prozent auf 192 Millionen Euro in die Höhe und führte dank guter Preise „zum besten Quartalsergebnis seit dem Jahrtausendwechsel“, strahlt Füllenbach. Der operative Konzerngewinn verzehnfachte sich in Summe sogar auf 110,8 Millionen Euro. Trotz Impfungen etc. dürfte auch der Rest des Jahres bestens laufen. Pures Glück sei das aber nicht, so Füllenbach.
Füllenbach: „Fleiß traf auf Opportunität“
„Fleiß traf auf Opportunität. Wir hatten unsere Hausaufgaben erledigt, als Corona begann. Unsere harte Restrukturierung hat erst die Grundlage gebildet, dass wir die Zusatzmengen in der geforderten Zeit und Qualität liefern konnten.“ Die Entscheidung zum Verkauf bleibt dennoch aufrecht. „Es gibt keine Synergien zu unseren Industriesegmenten, und wir sind zu klein, um nachhaltig erfolgreich zu sein.“ Tatsächlich hat der im Juni 2017 von 54-Prozent-Eigentümer B&C Holding eingesetzte deutsche Ex-Offizier den nach Managementfehlern, mangelnden Investitionen, Qualitätsproblemen und überkomplexer Struktur kriselnden Konzern nach knallharter Analyse auf neuen Kurs gebracht.
Nach drei Verlustjahren gab es 2020 wieder 195 Millionen Euro Nettogewinn bei 927 Millionen Euro Umsatz (7000 Mitarbeiter, davon 900 in Wimpassing und Wien). Forciert wird das Industriegeschäft (Förderbänder, Druckschläuche, Seilbahnteile, Dichtungen etc.).
Die neue Stärke nützt Semperit nun sogar wieder für Zukäufe. Jüngst erwarb man einen deutschen Spezialisten für Fassadenprofile, weitere geografische wie technologische Ergänzungen sind schon am Radar. Füllenbach: „Es muss auch nicht Gummi sein.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.