Wegen Indien-Mutation
Großbritannien nun Variantengebiet für Deutschland
Wegen der Ausbreitung der zuerst in Indien entdeckten Corona-Variante wird Großbritannien von der deutschen Regierung ab Sonntag als Virusvariantengebiet eingestuft. Das gab das Robert-Koch-Institut am Freitag bekannt. Damit wird die Einreise aus Großbritannien nach Deutschland drastisch beschränkt. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die auch nicht durch negative Tests verkürzt werden kann.
Großbritannien ist das erste Land in Europa seit einiger Zeit, das wieder zum Gebiet für Virusvarianten wird. In diese höchste Risikokategorie fallen derzeit nur elf Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika. Für Frankreich, Kroatien und Slowenien wird dagegen wegen stark sinkender Infektionszahlen die generelle Quarantänepflicht von 5 bis zehn Tagen in Deutschland aufgehoben. Die drei EU-Länder werden am Sonntag ebenso wie Oman, die Mongolei und Andorra vom Hochinzidenzgebiet zum normalen Risikogebiet heruntergestuft. Ganz von der Liste der Risikogebiete gestrichen werden die Slowakei, Finnland, Rumänien, San Marino und Jamaika sowie einzelne Regionen in Spanien und Irland.
Städte Blackburn und Bolton sind Varianten-Cluster
Die indische Virusvariante B.1.617.2 gilt als besonders ansteckend und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Infektionszahlen in Indien in den letzten Monaten explodiert sind. In Großbritannien sind - Stand 19. Mai - mehr als 3400 Fälle der Variante bestätigt worden. Schwerpunkte sind vor allem die Städte Blackburn und Bolton in Mittelengland sowie ein Westlondoner Bezirk. Es gebe allerdings auch in anderen Gegenden einzelne „Cluster“, teilte die Gesundheitsbehörde Public Health England mit.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegen zur indischen Variante noch keine ausreichenden Daten vor. Vermutet werde eine deutlich höhere Übertragbarkeit und wahrscheinlich ein leicht reduzierter Impfschutz, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn äußerte sich mit Blick auf Großbritannien besorgt. Es solle vermieden werden, dass sich die Variante in Deutschland verbreite, sagte er bereits vor der Einstufung als Virusvariantengebiet.
Großbritannien war schon von Risikoliste runter
Großbritannien galt zwischenzeitlich als Erfolgsmodell, was die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie angeht. Ein harter Lockdown und ein hohes Impftempo hatten die Infektionszahlen so weit gedrückt, dass Deutschland das Land vorübergehend ganz von der Liste der Corona-Risikogebiete nahm. In der vergangenen Woche wurde es wegen der indischen Virusvariante aber wieder in die niedrigste Risikokategorie eingestuft. Ab Sonntag gilt für das Vereinigte Königreich wieder die höchste Risikostufe.
Die britische Regierung zeigt sich bisher zuversichtlich, die Ausbreitung in den Griff zu bekommen. In den betroffenen Gebieten wurden die Testkapazitäten deutlich erhöht. Zudem dürfen sich dort alle über 18-Jährigen impfen lassen, mobile Impfzentren sind im Einsatz. Landesweit sind eigentlich erst Menschen ab 34 Jahren berechtigt, eine Dosis zu erhalten.
In Österreich ist die Einreise aus Großbritannien grundsätzlich untersagt und wie bisher nur in Ausnahmefällen möglich - etwa zu Arbeits- oder Studienzwecken. Auch einige Fälle der indischen Virusvariante sind hierzulande bereits aufgetaucht. Österreich hatte am vergangenen Mittwoch die Corona-Quarantänepflicht durch einen verpflichtenden Nachweis einer Impfung, Testung oder Genesung (3-G-Regel) ersetzt. Ausnahme gibt es aber etwa für Kroatien, Litauen, Niederlande, Schweden und Zypern - hier bleibt die Quarantänepflicht. Als Virusvarianten-Staaten zählt Österreich, Brasilien, Indien und Südafrika.
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