Mit dem 1:1 bei der Admira ging nicht nur die heurige Bundesligasaison für den SCR Altach zu Ende. Es war auch das letzte Pflichtspiel der Rheindörfler unter Sportdirektor Christian Möckel. Die „Krone“ bat den 48-jährigen Deutschen zum Interview und ließ ihn Bilanz ziehen.
Krone: Herr Möckel, welche Bilanz ziehen Sie nach Ihren 20 Monaten in Vorarlberg?
Christian Möckel: Als ich nach Vorarlberg gekommen bin, war Altach Tabellenletzter. Die erste Aufgabe war es dann, der Mannschaft jene Qualität zu verschaffen, dass der Klassenerhalt außer Zweifel stand. Mit Sidney Sam, Berkay Dabanli und Alain Wiss ist das gelungen, Julio Villalba ist leider nicht aufgegangen. Dann haben wir im Sommer 2020 Sam und Gebauer verloren. Alex Pastoor und ich haben die Qualität der Mannschaft höher eingeschätzt als sie letztlich war. Die verpflichteten Zweitliga-Spieler brauchten ihre Zeit, um sich an das Bundesliga-Niveau zu gewöhnen, mit Neven Subotic und Stefan Haudum haben wir im Winter neuerlich an Stabilität dazu gewonnen. Ich übergebe jetzt an Werner Grabherr einen guten Kader, der viel Potenzial hat.
Altach hätte das Risiko gehen müssen und die Akademie alleine an sich binden.
Altachs scheidender Sportdirektor Christian MÖCKEL
Sie hatten große Pläne, wie etwa die Professionalisierung der Juniors oder die Anbindung der Fußballakademie an den Klub. Diese Vorhaben konnten Sie aber nicht umsetzen. Warum?
Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Juniors eingespart. Das war ein Beschluss des Vereines. Kein Alleingang von mir, wie es oft dargestellt wurde. Bei der Akademie bin ich der Meinung, dass der angestrebte Konsens zwischen Altach, Dornbirn und Lustenau, der eh nicht zustande kam, nicht gut gewesen wäre. Altach hätte das Risiko gehen müssen und die Akademie alleine an sich binden. Bei guter Ausbildungsarbeit hätte sich das in einigen Jahren bezahlt gemacht. Die Pläne dazu habe ich erstellt, die stehen dem Klub auch nach meinem Abgang zur Verfügung.
Möckels Zeit in Altach in Bildern:
Wie beurteilen Sie die Qualität der Spieler, die Sie nach Altach geholt haben?
Natürlich sehr unterschiedlich. Sam und Subotic waren Spieler von absoluter Klasse. Dabanli, Wiss und Haudum haben wesentlich zur Stabilisierung der Mannschaft beigetragen. Bei den anderen Spielern wussten wir, dass sie Zeit brauchen werden. Mittlerweile haben sich Spieler wie Maderner, Edokpolor und Bumberger etabliert, andere aber nicht. Aber: Eine Quote von 100 Prozent erfolgreicher Spielerverpflichtungen kann es nie geben.
Eine Quote von 100 Prozent erfolgreicher Spielerverpflichtungen kann es nie geben.
Altachs scheidender Sportdirektor Christian MÖCKEL
Was hat Ihnen in Altach imponiert?
Zum einen der Verzicht der Fans auf die teilweise Rückerstattung der Kosten für die Saisonkarten, nachdem sie wegen Corona nicht mehr ins Stadion durften. Zum anderen die hohe Verbindung mit der Region Vorarlberg, aber auch das tolle Engagement der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter im Verein. Der Verein hat viel Entwicklungspotenzial.
Ich wollte in einem Verein arbeiten, den ich entwickeln und strukturieren kann - ohne an Banden zu stoßen.
Altachs scheidender Sportdirektor Christian MÖCKEL
Was hat Sie gestört?
Als ich gekommen bin, wollte ich in einem Verein arbeiten, den ich entwickeln und strukturieren kann - ohne an Banden zu stoßen. Leider habe ich dann aber solche Banden vorgefunden, die den Entwicklungsprozess behindert haben. Ich wollte keine alten Spieler holen, wir mussten wegen der Abstiegsgefahr aber reagieren. Lieber sind mir Spieler wie Butka oder Babil, die man entwickeln kann. Im Abstiegskampf setzt man nicht auf einen 18-Jährigen, aber Babil hat sich in den vielen Trainingseinheiten gut entwickelt. Ich bin sicher, dass er jetzt ein spannender Spieler für Markt sein wird.
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