Der Kontrast im türkischen Fußball zwischen der größten Stadt Istanbul und der Hauptstadt Ankara könnte kaum größer sein. Während es in Istanbul ein Duell um den Titel gab, sind die Teams aus Ankara aus der Süperlig abgestiegen. Auch die renommierte Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" beschäftigte sich damit.
Heuer kämpften in Istanbul Besiktas und Galatasaray um den Titel, aber auch Fenerbahce und Erdogan-Team Basaksehir hatten nichts mit dem Abstieg zu tun. Im Gegensatz zu den Mannschaften aus der Hauptstadt, Gençlerbirligi und Ankaragücü, die beide ins Tal der Tränen geschickt wurden.
Vater sprang als Trainer ein
2023 wird Genclerbirligi 100 Jahre alt, man gewann zweimal den türkischen Cup und zweimal die Meisterschaft, letztere damals noch in einer Zeit, in der nur Mannschaften von drei Städten in der Liga starten durften. Man sagt, Genclerbirligi sei bei der Gründung ein Studententeam gewesen, von der Universität nicht zugelassen, daher gründete man einen eigenen Verein und einer der Väter sprang als Trainer ein.
Klub der Arbeiter
Ankaragücü existierte damals schon seit zwölf Jahren. Der Arbeiterklub hat auch eine internationale Vergangenheit. In den Siebzigern spielte man Cupsieger-Cup. Dann verschwand man lange in der Bedeutungslosigkeit bis 1981 Präsident Kenan Evren Ankaragücü wieder in die höchste Spielklasse beordert. Der Grund: Laut Evren muss die Hauptstadt in der höchsten Klasse des türkischen Fußballs vertreten sein. Den größten Erfolg fährt man 1999 ein, mit einem Sieg gegen Atletico Madrid im UEFA Cup (Torschütze Birol Aksancak).
Es kamen aber keine ruhigen Zeiten, wieder mischte sich die Politik ein, diesmal in Form des Bürgermeisters Melih Gökcek (AKP), der 23 Jahre lang die Stadt regierte. Der Unternehmer, der im Netz öffentlich Verschwörungstheorien unterstützt, wollte 2009 eine Fusion von seinem Ankaraspor mit Ankaragücü. Der Verband verhinderte aber die Transaktion und schloss Ankaraspor und Gökcek aus der Liga aus. Ankaragücü blieb.
Finanziell konnte sich aber auch Ankaragücü nicht mehr von der Watschn erholen. Das wurde aus dem jetzigen Abstieg klar.
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