„Schaufel-Übergabe“

Innsbruck: Tirols erste Totengräberin legt los

Tirol
24.05.2021 15:30

Anfang Mai ging „Friedhofs-Legende“ Peter Kerber offiziell in Pension. Er war mehr als 33 Jahre „Gräber-Manager“ in Innsbruck-Wilten. Seine Nachfolge tritt nun eine Frau an: Claudia Pelsöci ist die Tirols erste Totengräberin! Die „Krone“ traf beide zur „Schaufel-Übergabe“.

Locker schlendert Peter Kerber zum Friedhofsbüro, neben der Aufbahrungshalle. Ein gewohnter Weg. 33 Jahre arbeitete der gebürtige Lechtaler für das Innsbrucker Stift Wilten. Die Anfänge ebnete ein Zufall: „Durch eine Scheidung wurde im Stift eine Wohnung frei. Das war im Jahr 1986. Diese bekam ich mit der Auflage, dass ich zwei Jahre später die Friedhofsverwaltung übernehmen müsse“, erinnert sich der gelernte Maurer.

Sein Einstieg als Totengräber war damit perfekt. Die beiden ersten Arbeitsjahre hatten es in sich. „Mit der Schaufel hob ich Gräber aus. Im Winter fror die Bodendecke nicht selten bis zu 60 Zentimeter. Erst Anfang der 1990er-Jahre stellte das Stift einen Bagger“, schmunzelt Kerber. Neben der körperlich harten Arbeit übernahm der 63-Jährige 1994 auch noch die EDV-Verwaltung der Gräber.

„Ist der letzte Dienst an einem Menschen“
Berührungsängste mit dem Job oder dem Thema Tod hatte der Außerferner nie, im Gegenteil: „Es ist der letzte Dienst am Menschen. Verbunden mit vielen bereichernden Gesprächen und Begegnungen mit Angehörigen möchte ich keinen Tag missen. Denn in schwierigen Stunden schlüpft man auch in die Rolle eines Seelsorgers.“

Seine Nachfolgerin kannte Kerber bereits „von „Berufs wegen“. Denn Claudia Pelsöci agiert seit Anfang der 2000er-Jahre als selbstständige Graveurin. Und verbrachte viel Zeit mit der Gestaltung von Inschriften am Wiltener Friedhof. Eines Tages sprach Kerber die Künstlerin mit folgenden Worten an: „Du wirst meine Nachfolgerin!“

Verwalterin von 7000 Grabplätzen in Wilten
Auf ihr „Okay“ musste Kerber allerdings einige Zeit warten. „Immer wieder ließ ich mir die Entscheidung durch den Kopf gehen, drehte einige Runden am Friedhof und setzte mich auf ein bestimmtes Bankerl in der Nähe der Urnengräber, um Pro und Contra abzuwägen“, berichtet die 48-Jährige von den Überlegungen. Schlussendlich gab Pelsöci ihre bisherige Tätigkeit auf und übernahm Anfang Mai (offiziell) die Agenden von Kerber. Tirols erste Totengräberin und Verwalterin von 7700 Grabplätzen am Wiltener Friedhof!

Den Tagesablauf skizziert Pelsöci abwechslungsreich: „Ab 8 Uhr drehe ich Runden und schau nach dem Rechten, dann Verwaltungsarbeit, derzeit schreibe ich gerade die Grabmieten vor, an Beerdigungstagen sind Gespräche mit dem Bestatter und Vorbereitungen in der Aufbahrungshalle zu treffen, beispielsweise die Sterbeglocke zu läuten.“

„Freue mich auf die Aufgabe“
Dass auf Kerber eine Frau folgt, befürwortet er total: „Das Bild des Totengräbers hat sich gewandelt, nicht vergleichbar zu meinen Anfangszeiten und diversen Vorgängern.“ Pelsöci bestätigt: „Als meines Wissens erste Frau Tirols in dieser Rolle freu ich mich auf diese Aufgabe.“

Christian Biendl, Kronen Zeitung

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