Status Quo

Noch sind es weite Wege bis zu den Klimazielen

Vorarlberg
23.05.2021 12:55

Vorarlberg hat als erstes Bundesland den Klimanotstand ausgerufen. Die bislang gesetzten Maßnahmen reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Die Mitglieder des Vereins KlimaVor! versuchen seit einem Jahr Politik, Wirtschaft und Bevölkerung zu vernetzen. Eine Zwischenbilanz.

Vergangenen Mittwoch in der inatura in Dornbirn: Es ist die erste Veranstaltung, die vom Verein KlimaVor! seit der Gründung vor einem Jahr auf die Beine gestellt wurde. Coronabedingt waren Diskussionsabende bislang nicht möglich. E-Mobilität ist das Thema des Abends, denn für viele Klimaschützer ist dies ein „Gamechanger“ in der Klimafrage. Bei genauerer Betrachtung allerdings zeigt sich, dass E-Autos nur Teil eines Ganzen sein können. „Es kann nicht die Lösung sein, alle Verbrennungsmotoren einfach durch Elektromotoren auszutauschen“, sagt Christof Drexel, Obmann des Vereins und Berater im Bereich Klimaschutz-Strategien und Gebäudetechnik. Die Lösung wird vielmehr ein massiver Ausbau der sanften Mobilität sein - sprich Fußgänger, Fahrrad und öffentlicher Verkehr. „Wenn das gelingt, geht es einher mit einer Reduktion des motorisierten Individualverkehrs. Was nicht reduziert werden kann, ist ideal mit E-Autos abzudecken.“ Wer also motorisiert und individuell unterwegs sein muss, für den ist die E-Mobilität mit Abstand das geringste Übel, denn Verbrennungsmotoren haben einen deutlich höheren Energieverbrauch.

Christof Drexel, Obmann des Vereins KlimaVor! (Bild: Markus Gmeiner)
Christof Drexel, Obmann des Vereins KlimaVor!

Hohe Ziele gesteckt
Nicht zuletzt mit dem Ausruf des symbolischen Klimanotstandes hat sich das Land Vorarlberg hohe Ziele gesteckt: Erneuerbare Energiequellen sollen gefördert, öffentlicher Verkehr und Radwege ausgebaut werden. Zudem soll klimaneutral gewirtschaftet werden. Drexels Urteil: „Diese Beschlüsse gehen in die richtige Richtung, es geht aber noch viel mehr!“ So wurden seitens des Vereins die Hauptemittenten erhoben. Das Ergebnis: Die meisten Emissionen in Vorarlberg - selbst verursacht oder importiert - gibt es im öffentlichen Bereich, beim Bauen und Wohnen und der Ernährung. Dann erst folgt der private Verkehr.

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Es kann nicht die Lösung sein, alle Verbrennungs- motoren einfach durch Elektromotoren auszutauschen

Christof Drexel

Wo Emissionen eingespart werden könnten, liegt also auf der Hand. „Beim energieeffizienten Bauen kann man deutlich mehr tun, als in der Bautechnikverordnung steht“, meint Drexel, der auf ressourcenschonenderes Bauen setzt. Zudem müsste die biologische Landwirtschaft mehr unterstützt und die sanfte Mobilität weiter ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang äußert Drexel Kritik an den geplanten „Mega-Projekten“ des Landes, dem Feldkircher Stadttunnel oder der Straßenverbindung durchs Ried.

Plattform für Ideen
Die Mitglieder von KlimaVor! verstehen sich als Plattform zur Ideensammlung. 52 Unternehmen und Institutionen sind über den Verein vernetzt und haben schon erste Erfolge vorzuweisen: Bei der Firma Haberkorn etwa wurde die Zahl der Mitarbeiter, die mit dem eigenen Auto zur Arbeit kommen, um die Hälfte zu reduzieren. Fahrgemeinschaften wurden gebildet, Fahrradabstellplätze ausgebaut, die Jahreskarte für den öffentlichen Verkehr gezahlt. Auch das Energiewerk von Tobias Ilg ist ein Vorzeigeprojekt, das mit Biomasse viele Dornbirner Haushalte versorgt. Die Firma Doma gilt als Pionier im Solar- und Photovoltaikanlagenbau...

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Beim energieeffizienten Bauen kann man deutlich mehr tun, als derzeit in der Bautechnikverordnung festgelegt ist

Christof Drexel

Klimafreundliche Maßnahmen finden sich auch bei kleinen Unternehmen, etwa bei „Kleidergrün“. Hier wird ausschließlich ökologisch und fair hergestellte Kleidung verkauft. Biohöfe und Bioläden oder plastikfreie Geschäfte sind natürlich auch dabei.

Was es aus Sicht von Christof Drexel dringend braucht, ist mehr Tempo bei der Umsetzung. Österreich wird die EU-Klimaziele nämlich deutlich verfehlen - so lautet das vernichtende Urteil des Rechnungshofs. Kompensationszahlungen bis zu 9,2 Milliarden Euro werden fällig. Und ist nicht nur schlecht für den ohnehin schwer belasteten Staatshaushalt, sondern auch für die Umwelt. 

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