Das kam überraschend und sorgte für zahlreiche hektische Telefonate: Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, erst seit wenigen Wochen im Amt, legt sich mit Bundeskanzler Sebastian Kurz an und nennt dessen Aussagen zu weiteren Lockerungen „entbehrlich“. Das Gesundheitsressort will keine Kampfansage erkennen.
Wolfgang Mückstein war schon einigermaßen verschnupft, dass er Anfang Mai nicht zum EU-Sozialgipfel nach Porto reisen durfte. Kanzler Sebastian Kurz hatte Arbeitsminister Martin Kocher mitgenommen.
„Aussagen sind nicht abgestimmt gewesen“
Jetzt widerspricht Mückstein dem Regierungschef bei den Ankündigungen von weiteren Lockerungen. Offenbar hatte er dabei noch die Rede des Bundespräsidenten im Ohr und bediente sich eines Wortes, das Alexander Van der Bellen mehrmals benutzt hatte - „entbehrlich“. Ein durchaus harter Angriff. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, man habe hier etwas korrigieren müssen, denn die Aussagen des Kanzlers seien nicht abgestimmt gewesen, außerdem dürfe es jetzt nicht zu schnell gehen, und die Maske werde man auch noch länger brauchen.
Köstinger: Mückstein von Lockerungen überzeugen
In der ÖVP rückte am Samstag daraufhin Tourismusministerin Elisabeth Köstinger aus, um Mückstein zurechtzuweisen. Die Beratungen hätten während der ganzen Pandemie hindurch sehr gut funktioniert, auch Minister Mückstein sei eingebunden, so Köstinger. Die Türkisen machen auch klar, wohin die Reise gehen soll: so rasch wie möglich zurück zur Normalität - ohne Einschränkungen.
Kommentar von Doris Vettermann
Dass sich ÖVP und Grüne jetzt über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise streiten, ist bemerkenswert, da gäbe es sehr viele weit naheliegendere Themen. Außerdem demonstrieren Sebastian Kurz und Werner Kogler seit Wochen traute Covid-Innigkeit, ob bei der Verkündung des Comebackplans, umringt von blühenden Bäumen, beim Besuch eines Pflegeheims, bei einer Steiermark-Tour oder im Schweizerhaus. Und jetzt grätscht der Gesundheitsminister dazwischen. Auffallend war jedenfalls, dass die Grünen nach dem ÖVP-Konter vorerst nichts mehr sagten. Das dürfte bedeuten, dass Kurz und Kogler sich weiterhin die wichtigen Dinge ausmachen und der Gesundheitsminister Schuhfotos produzieren darf.
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