Agenten im Flugzeug?
Fünf Ryanair-Passagiere blieben offenbar in Minsk
Nach dem erzwungenen Zwischenstopp eines Ryanair-Flugs am Sonntag in Minsk haben litauischen Angaben zufolge fünf Passagiere nicht den Weiterflug nach Litauen angetreten. Der Chef der litauischen Kriminalpolizei, Rolandas Kiskis, sagte am Montag, beim Start in Athen hätten sich 126 Passagiere an Bord befunden. Am planmäßigen Ziel in der Hauptstadt Vilnius seien am Sonntagabend aber nur 121 Passagiere angekommen. Bei Ryanair vermutet man nun, dass weißrussische Agenten an Bord waren.
Weißrussland hatte am Sonntag einen Zwischenstopp des Linienflugs zwischen den EU-Ländern Griechenland und Litauen erzwungen. Bei der Landung in Minsk wurde der von Belarus gesuchte Regierungskritiker Roman Protassewitsch festgenommen (siehe auch Video oben).
Freundin von Blogger verhaftet?
Offenbar ist auch eine russische Staatsbürgerin in Polizeigewahrsam. Sie sei in Begleitung Protassewitschs gewesen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Er sprach von einer „Bekannten“ des festgenommenen Oppositionsaktivisten, mehrere Medien schrieben, dass es sich um die Freundin des Bloggers handeln soll.
Die russische Botschaft habe sich auch an das Außenministerium von Belarus gewandt, um konsularischen Zugang zu ihr zu bekommen, sagte Lawrow. „Wir haben Kontakt zu ihrem Vater aufgenommen.“ Details nannte er bei einer Pressekonferenz mit seinem griechischen Kollegen Nikos Dendias in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi nicht.
Agenten an Bord?
Ryanair-Chef Michael O‘Leary und der irische Außenminister Simon Coveney hatten die Vermutung geäußert, dass es sich bei den übrigen fehlenden Passagieren um belarussische Geheimdienstmitarbeiter gehandelt habe. Demnach hätte Belarus Agenten bereits beim Abflug auf griechischem Boden eingesetzt.
Am Montag kam es in Minsk zu einem weiteren Zwischenfall mit einer Passagiermaschine. Unter Verweis auf Sicherheitsbedenken haben weißrussische Behörden am Flughafen in der Hauptstadt Minsk das Boarding einer Lufthansa-Maschine am Montag unterbrochen. Sie nannten zur Begründung einen Hinweis auf einen möglichen terroristischen Akt. Von der deutschen Fluggesellschaft war zunächst zu dem Vorfall vom Montag keine Stellungnahme zu erhalten.
Kurz fordert nach Zwangslandung „klare Konsequenzen“
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat nach der erzwungenen Landung eines Ryanair-Flugzeugs in Weißrussland zur Verhaftung des oppositionellen Bloggers Roman Protassewitsch „klare Konsequenzen“ für Minsk gefordert. Kurz sagte nach einem Treffen mit dem EU-Ratspräsidenten am Montag vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel, er habe „Charles Michel ersucht, heute Abend konkrete Vorschläge vorzulegen“.
Kurz dankte EU-Ratschef Michel für seine schnelle und klare Reaktion am Sonntagabend. „Es ist wichtig, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs diesen absolut inakzeptablen Vorfall heute Abend besprechen“, so der Bundeskanzler weiter. Michel hatte bereits am Sonntagabend mögliche Sanktionen der EU gegenüber Weißrussland angedeutet. „Der Vorfall wird nicht ohne Konsequenzen bleiben“, schrieb Michel.
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