Es ist der Schlachtruf des Rock‘n‘Roll: A-Wop-Bop-A-Loo-Bop-A-Lop-Bam-Boom! Berühmt gemacht hat ihn Little Richard mit seinem ersten Klassiker „Tutti Frutti“ - der fast zufällig den Weg auf Vinyl gefunden hat. Der im Mai 2020 gestorbene Pionier der Rockmusik schwankte zwischen Erfolgen, Abstürzen, Exzessen und Hinwendungen zum Glauben. „Das großartige Leben des Little Richard“ erzählt Mark Ribowsky in seiner so benannten kompakten Biografie.
Little Richard war ein Naturtalent, „Race Music“, wie der schnell gespielte Rhythm‘n‘Blues schwarzer Acts genannt wurde, hob er auf ein neues Level und bereitete den Weg für den Siegeszug des Rock‘n‘Roll. Welthits wie „Lucille“ und „Long Tall Sally“ beeinflussten Kollegen von Elvis Presley über The Beatles bis zu Led Zeppelin. Dabei verliefen die ersten Tonaufnahmen alles andere als zufriedenstellend, die Magie der Live-Shows des Newcomers wollte sich nicht einstellen, das Songmaterial passte nicht. Die Produzenten wollten in einem Club ihren Frust ertränken, Little Richard setze sich ans Klavier und schmetterte ungezwungen „Tutti Frutti“ - die Musikwelt war ab da eine andere.
Einblick ins Früher
Ribowsky schildert mit Anekdoten, aber nie zu ausufernd den Werdegang Richards, sein exzentrisches Auftreten, seine schrillen Outfits, seine bahnbrechenden Shows mit Tricks wie dem Anzünden des Klaviers oder dem erschöpften Umfallen auf der Bühne, um dann von der Bahre der Sanitäter zu springen und eine Zugabe zu geben. Man bekommt einen Einblick in die Moral (der Text von „Tutti Frutti“ mit seinen sexuellen Anspielungen musste entschärft werden) und den Rassismus der Fünfziger.
Es ist ein wahrlich erstaunliches Leben: Richards Vater, der die homosexuellen Neigungen und die Musik seines Sohnes verachtete, sich aber mit ihm wieder versöhnte, wurde ermordet. Auf erste Platten-Erfolge folgten Flops. Little Richard wandte sich Gott zu, studierte die Bibel, wurde Prediger, zog sich aus dem Showbiz zurück, um dann immer wieder Bühnen-Comebacks zu feiern. Alkohol und harte Drogen pflasterten Little Richards Weg. „Zwischen den ganzen Orgien habe ich immer wieder zu meiner Bibel gegriffen“, wird er zitiert. Eine Ehe scheiterte nicht zuletzt wegen der sexuellen Eskapaden des Stars.
Einblick hinter die Kulissen
Aber eine Konstante blieb: „Er sang seine Songs nicht nur, sondern zersprengte sie förmlich nach allen Seiten (...)“ und „er konnte jederzeit ein Bein heben, um die Fußferse als dritte Hand (am Piano, Anm.) zu nutzen“. Little Richards Leben ist auch eine Geschichte darüber, wie Stars von ihren Labels und Managern abgezockt wurden und werden. Ribowsky schafft es über 220 Seiten, Little Richards wichtigste Station abzuklappern, seine Zeit mit dem blutjungen Jimi Hendrix in der Band abzuarbeiten und die Alben zu bewerten. Der Überblick ist gut, die Lektüre kurzweilig, wenn auch Fans die Tiefe vermissen werden, nur die Übersetzung ist manchmal etwas unbeholfen.
APA/Wolfgang Hauptmann
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