Studie zeigt:

Polizei hält Schwarze überdurchschnittlich oft an

Österreich
25.05.2021 11:09

Das Anhalten von Menschen durch die Polizei nur aus dem Grund, dass sie fremdländisch aussehen - Stichwort „racial profiling“ -, ist laut der EU-Grundrechteagentur (FRA) nicht rechtskonform, weil es gegen den Gleichheitsgrundsatz verstößt. Wie oft das dennoch vorkommen könnte - sollte es keinen anderen Grund für die Anhaltung geben -, damit hat sich die in Wien ansässige Institution in einer Studie auseinandergesetzt. Diese kommt zum Schluss, dass besonders Schwarzafrikaner hierzulande vergleichsweise oft von der Polizei ins Visier genommen werden. Allgemein gibt es demnach eine hohe Rate an Anhaltungen in Österreich.

Die FRA hat für die Studie Polizeianhaltungen zur Identitätsfeststellung oder für Durchsuchungen untersucht. Dabei hat die Erfahrungen bestimmter Bevölkerungsgruppen - zum Beispiel Schwarzafrikanern - jenen der Gesamtbevölkerung gegenübergestellt. 

25 Prozent der Befragten wurden von Polizei angehalten
Im EU-Vergleich gibt es in Österreich generell eine hohe Zahl an polizeilichen Anhaltungen: Hochgerechnet 25 Prozent der Befragten in Österreich gaben für den zwölfmonatigen Erhebungszeitraum 2019 an, von der Polizei angehalten worden zu sein. Ähnlich hohe Raten weisen nur Estland (24 Prozent) oder Irland (21 Prozent) auf. Viele EU-Staaten haben deutlich geringere Raten. In Spanien an letzter Stelle wurden nur vier Prozent der Befragten von der Polizei angehalten.

Polizisten halten in Österreich vergleichsweise oft Schwarzafrikaner an. (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
Polizisten halten in Österreich vergleichsweise oft Schwarzafrikaner an.

Schwarzafrikaner fast doppelt so oft überprüft
Österreich sticht auch mit einer verhältnismäßig hohen Zahl an Anhaltungen von Personen einer bestimmten ethnischen Minderheit heraus. Konkret sind das bei einem 25-Prozent-Schnitt der Gesamtbevölkerung durch ihre Hautfarbe klar identifizierbare Personen aus Afrika südlich der Sahara (Migranten und ihre Kinder) mit 49 Prozent. Der Wert ist für diese Gruppe fast doppelt so hoch. Türkischstämmige Menschen dagegen hält die Polizei in Österreich etwas weniger häufig an als im Durchschnitt, nämlich 22 Prozent.

In Deutschland entspricht die Rate bei Schwarzafrikanern ziemlich genau der Gesamtrate der Anhaltungen, nämlich 16 zu 17 Prozent. Ähnlich ist die Lage in Frankreich (15 zu 17) und Italien (11 zu 12). In Schweden werden sogar im Vergleich zur Gesamtbevölkerung um die Hälfte weniger Schwarze angehalten (Verhältnis 7 zu 13). Damit tritt der Unterschied in Österreich in diesem Punkt im europäischen Vergleich umso deutlicher hervor.

Für Deutschland gaben 17 Prozent der Befragten an, von der Polizei angehalten worden zu sein. (Bild: stock.adobe.com)
Für Deutschland gaben 17 Prozent der Befragten an, von der Polizei angehalten worden zu sein.

Verhalten der Polizei für drei Viertel „respektvoll“
Unterschiedlich schätzen die angehaltenen Personen ein, wie die Polizei mit ihnen umgeht. Was alle Fälle von Anhaltungen gesamt betrifft, sind hochgerechnet 76 Prozent der Meinung, die österreichischen Polizisten haben sich respektvoll verhalten, acht Prozent respektlos, 16 Prozent weder noch. Unter den Menschen aus Afrika südlich der Sahara ist der Anteil für „respektvoll“ auf 28 Prozent reduziert, jener für „respektlos“ auf 29 Prozent erhöht. Der Anteil für „weder noch“ liegt bei den Schwarzafrikanern mit 42 Prozent voran.

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