Der erste Deal beim millionenschweren Ankauf von Computern für Österreichs Schulen ist unter Dach und Fach: Um die dringend notwendige Digitalisierung voranzutreiben, werden - wie berichtet - ab dem Schuljahr 2021/22 Notebooks und Tablets an Schüler der fünften (und im ersten Jahr auch sechsten) Schulstufe stark verbilligt oder sogar gratis weitergegeben. Nun wurde bekannt, dass ein Teil der Schüler mit Lenovo-Geräten in die neue Mittelschule bzw. ins Gymnasium starten. Die Firma gewann die erste Ausschreibung von bis zu 270.000 Windows-PCs, die ersten 90.000 Geräte davon werden schon im Herbst verteilt.
Der Lenovo-Deal ist Teil des im Vorjahr von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vorgestellten Acht-Punkte-Plans zur IT-Ausstattung österreichischer Schulen, der in Summe ein Volumen von rund 250 Millionen Euro hat. Die Engeräte-Anschaffung ist Herzstück der Reformpläne. Das Ministerium sprach Anfang des Jahres gegenüber krone.at vom „größten Beschaffungsprozess“, den es im Bildungsbereich je gegeben habe.
75 Prozent der Gerätekosten übernimmt demnach der Bund, 25 Prozent bleiben als Selbstbehalt. „Sozial schwache“ Familien sind davon ausgenommen. Damit möchte der Staat einen Beitrag zur „digitalen Fairness“ leisten. Die Geräte gehören dann auch nicht den Schulen, sondern gehen in den Besitz der Schüler über.
Weitere Ausschreibungen für Apple- und Chrome-Geräte
Ausgeschrieben sind neben den Windows-PCs noch 120.000 Tablets von Apple, 100.000 Windows-Tablets, 12.000 Chrome-PCs mit dem Betriebssystem von Google und 10.000 Android-Tablets. Es sind noch nicht alle Zuschläge erfolgt, wie Michael Neuhold von Lenovo Österreich am Mittwoch zur APA sagte. Dies bestätigte das Bildungsministerium auf krone.at-Anfrage. Wobei die Laptops laut „Mittagsjournal“ bereits unter Dach und Fach seien, bei den Tablets sollen die Anbieter im Juni fix sein. „Wir gehen davon aus, dass wir hier auch im ersten Semester des neuen Schuljahres mit den Tablets mit der Auslieferung zügig beginnen können“, sagte Sektionschefin Iris Rauskala im ORF-Radio.
Die erste Tranche von bis zu 90.000 Lenovo-Geräten ist schon heuer im Herbst fällig, die Lieferung streckt sich bis zum Herbst 2024, wie Neuhold wissen ließ. Mit an Bord bei dem Projekt sind die IT-Experten von cancom, das Angebot hatten die Firmen gemeinsam abgegeben. Inkludiert ist eine vierjährige Garantie, allenfalls nötige Wartungsarbeiten wird somit cancom leisten.
Rund 100 Millionen Euro schwerer Deal ist erst der Anfang
Vorerst hat das Ministerium die Abnahme von 180.000 Windows-PCs garantiert, weitere 90.000 sind optional, wie weiter zu erfahren war. Sollten alle 270.000 Geräte bestellt werden, würde das Paket inklusive IT-Ausstattung rund 100 Millionen Euro kosten. Relativ günstig ist für den Schulbetrieb die Software, da Microsoft eine kostengünstige Lizenz des Betriebssystems („shape the future“) speziell für Schulen anbietet.
Lenovo hofft noch darauf, dass auch eine Schulsoftware ausgeschrieben wird, die das derzeit verwendete Microsoft-Produkt MS Teams ersetzen könnte - denn der PC-Anbieter, der seit Jahren auf Lern- und Bildungssoftware fokussiert, hat auch eine „Classroom Software“ im Angebot, mit der Schüler und Lehrer vernetzt werden könnten. „Wir hoffen, ein ganzes Ökosystem anbieten zu können“, so Neuhold. Seines Wissens werden derzeit verschiedene Produkte getestet.
Das chinesische Unternehmen Lenovo hat 2004 die PC-Sparte von IBM gekauft und gehört mit Hewlett-Packard zu den beiden weltgrößten Produzenten von PCs mit jeweils einem Marktanteil von etwa einem Fünftel. Trotz Engpässen bei Halbleitern und der damit verbundenen Unsicherheit geht Lenovo davon aus, die bestellten Mengen liefern zu können. Im Jahr 2019 hatte Lenovo einen Marktanteil von 24 Prozent am weltweiten PC-Markt und hat über 62 Millionen Geräte dieser Klasse verkauft.
Viele Fragen blieben bislang bei den Endgeräten für die Schüler noch offen: Etwa, wie es mit der WLAN-Ausstattung der Schulen aussieht oder mit der Fortbildung der Lehrer. Der Zuspruch war dennoch enorm: Neun von zehn Schulen hatten sich bis Mitte Jänner angemeldet, um ab Herbst digitale Endgeräte für ihre Schüler zu erhalten.
43 Prozent der Schulen setzen auf Windows-Notebooks
In Tirol und dem Burgenland nehmen alle berechtigten Schulen an dem Projekt teil. Insgesamt setzen 43 Prozent der Standorte auf Windows-Notebooks, berichtete Rauskala am Mittwoch. Vor allem AHS und Mittelschulen würden das Angebot annehmen, wobei nicht an allen Schulen auch sämtliche Klassen der 5. und 6. Schulstufe dabei sind.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.