Vorwürfe aus Tirol

Wird Corona-Ausbruch am Mount Everest vertuscht?

Ausland
27.05.2021 14:23

2020 hatte die Regierung Nepals den Everest kurz vor Saisonbeginn dicht gemacht, es herrschte Stille im Himalaya-Staat. In diesem Jahr dürfen aber wieder Hunderte Abenteurer aus dem Ausland auf den höchsten Gipfel der Erde. Zwei davon haben beim Aufstieg bereits ihr Leben gelassen. Dies soll nicht nur an der beschwerlichen Unternehmung per se liegen: Ein Tiroler Expeditionsveranstalter wirft nepalesischen Behörden vor, einen Corona-Ausbruch am Mount Everest zu verschweigen. Doch auch Bergsteigerikone Reinhold Messner übt Kritik - an den Reiseveranstaltern!

Der Tiroler Expeditionsveranstalter Lukas Furtenbach, der mit seinem Unternehmen Furtenbach Adventures GmbH Touren auf den Mount Everest anbietet, hat massive Vorwürfe gegen die nepalesischen Behörden erhoben. Das Ministerium würde einen großen Corona-Ausbruch am Mount Everest verschweigen, erklärte Furtenbach. Der Grund soll rein finanzieller Natur sein.

Genehmigungen in Höhe von 4,5 Mio. Dollar erteilt
„Deren Intention ist es, mit allen Mitteln zu vermeiden, zuzugeben, dass sie einen Fehler gemacht haben“, so der Tiroler. Heuer seien 408 Genehmigungen für die Besteigung des Mount Everest ausgestellt worden. Dafür hätten die nepalesischen Behörden rund 4,5 Millionen US-Dollar (rund 3,7 Mio. Euro) kassiert. Wenn nun 40 Prozent der Ausländer nicht auf den Berg gehen können - etwa wegen eines Corona-Ausbruchs -, müssten die Genehmigungen verlängert werden - und den Behörden würde 2022 einiges an Geld entgehen.

Ein chinesisches Forschungsteam am Weg zum Gipfel des Mount Everest (Bild: AP)
Ein chinesisches Forschungsteam am Weg zum Gipfel des Mount Everest

Furtenbach: Leute lagen röchelnd in ihren Zelten
Furtenbach Adventures habe die Expedition auf den Everest aufgrund des Corona-Ausbruchs mittlerweile abgebrochen und die Teilnehmer wieder nach Hause gebracht. Mittlerweile gebe es über 100 Covid-Fälle am Berg. Die tatsächliche Zahl dürfte aber noch deutlich darüber liegen, vermutete der Tiroler. Er habe viele Leute röchelnd in ihren Zelten liegen gehört. Jeder, der das Tal verlasse, müsse sich eigentlich einem PCR-Test unterziehen.

Corona-Infektion hinter Todesfällen vermutet
Bis zu 50 Prozent der 1500 Leute im Basecamp könnten sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Außerdem könnten drei Todesfälle am Everest auf das Coronavirus zurückzuführen sein. Ein US-Amerikaner, ein Schweizer und ein nepalesischer Sherpa seien angeblich aus Erschöpfung am Berg gestorben. Furtenbach vermutete aber viel eher eine Corona-Infektion hinter den Todesfällen. Rund 50 Bergsteiger seien noch am Everest.

(Bild: AFP)

Bergsteigerikone Reinhold Messner übt Kritik
Reinhold Messner übt angesichts dieser angeblichen größeren Corona-Ausbrüche vor allem Kritik an den Expeditionsfirmen bzw. Reiseveranstaltern. Diese stünden in erster Linie in der Verantwortung, denn sie würden den Teilnehmern die Touren auch anbieten und verkaufen. Für die nepalesischen Behörden, die diese genehmigen, zeigt der 76-Jährige Verständnis: Schließlich müsse das arme Land vom Tourismus leben.

Extrembergsteiger Reinhold Messner (Bild: APA/dpa-Zentralbild/unbekannt)
Extrembergsteiger Reinhold Messner

Tausende Sauerstoffflaschen auf Berg, Mangel in Spitälern
Jene jeweils 11.000 Dollar (9000 Euro), die man für die Genehmigung, den Berg besteigen zu dürfen, bezahlen muss, seien schließlich viel Geld für nepalesische Verhältnisse. Darüber hinaus müsste auch noch so etwas wie Eigenverantwortung der Menschen bestehen, die den Berg in Corona-Zeiten besteigen. Zudem sei es „zynisch“, dass es in Kathmandu in den Krankenhäusern in Sachen Corona „keinen Sauerstoff für Todkranke“ gebe, gleichzeitig aber im Gebirge „Tausende leere Flaschen herumliegen“.

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