Daten fehlen weiter
Sputnik-Zulassung wohl frühestens im Herbst
Der in Österreich als „zusätzlicher Turbo“ angekündigte russische Corona-Impfstoff Sputnik V muss wohl noch länger auf eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) warten. Aufgrund nach wie vor fehlender Daten rechnet man in Deutschland etwa frühestens im September mit einer entsprechenden Entscheidung. Bis das Vakzin dann tatsächlich eingesetzt wird, könnten noch Monate vergehen.
„Es darf nicht aus rein ideologischen Gründen getrödelt werden“, appellierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in der „Bild am Sonntag“. Bayern hat eine Kaufoption über 2,5 Millionen Sputnik-V-Dosen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat mehrfach bezweifelt, ob das russische Vakzin heuer noch nach europäischen Standards hergestellt werden könne: „Nach der Genehmigung durch die EMA wird es vielleicht zehn Monate dauern, bis die Produktion läuft“, sagte Breton Anfang April zur „Presse“.
Gefährliche Mängel bei Produktion?
Die EMA hatte Anfang März ein Prüfverfahren für Sputnik V im Rahmen einer Rolling Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde. Zuletzt waren auch Zweifel an der Sicherheit des Produktionsprozesses aufgetaucht - Brasilien meldete etwa, dass das Trägervirus nicht deaktiviert worden sei.
Breton zeigte sich optimistisch, dass es auch ohne Impfstoffe wie Sputnik V bis Ende Juni genügend Dosen in der EU gibt, um etwa 70 Prozent der Erwachsenen zu impfen. Er betonte zwar, dass es keinen Grund gebe, an der Effektivität, Sicherheit und Qualität jener Impfstoffe zu zweifeln, die außerhalb der EU entwickelt worden seien. Dies zu bewerten sei jedoch Sache der EMA, und wegen des Prüf- und Produktionsverfahrens werde Sputnik V nicht rechtzeitig verfügbar sein.
Warten auf Zulassung
Bisher setzt Ungarn als einziges EU-Land Sputnik V ein, auf Basis von nationalen Zulassungen und ohne Zulassung der EMA und per Lieferungen aus Russland. Ab 7. Juni will die Slowakei das Gleiche tun. Auch Österreich hat sich bei Russland um die Lieferung von Sputnik V bemüht. Mit einem Einsatz soll aber auf eine Zulassung durch die EMA gewartet werden. Bis dahin wird das Vakzin auch nicht für den Grünen Pass anerkannt.
Das Verhältnis der EU zu Russland ist derzeit wegen mehrerer Konflikte, darunter die Annexion der Krim und die Beeinflussung von Wahlen, insbesondere auch zu Tschechien, das sich ebenfalls um Sputnik V bemüht hatte, stark angespannt. Tschechien wirft Russland vor, an der Explosion eines Munitionslagers mit zwei Todesopfern im Jahr 2014 beteiligt gewesen zu sein.
„Sicherer Reiseverkehr“ wohl ab Sommer
EU-Parlamentspräsident David Sassoli rechnet unterdessen mit schnellen Fortschritten bei den Corona-Impfungen in Europa. „Inzwischen wurden mehr als 237 Millionen Dosen zugelassener Impfstoffe in ganz Europa ausgeliefert. Die Einführung beschleunigt sich weiter, und die Mitgliedstaaten sind auf dem besten Weg, bis Mitte Juli mindestens 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft zu haben“, sagte Sassoli den Zeitungen der deutschen Funke-Mediengruppe.
Der EU-Parlamentspräsident erklärte weiter, dass ein digitaler Impfausweis ab dem 1. Juli in Kraft treten werde, der „schon diesen Sommer einen möglichst reibungslosen und zugleich sicheren Reiseverkehr ermöglichen soll.“ Dies sei ein großer Schritt zurück zur Normalität.
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