Verstöße gegen das Alkoholverbot und Raufereien haben den Dornbirner Bahnhof in Verruf gebracht. Trotz der neuen Polizeistation hat sich nur wenig geändert.
Der Dornbirner Bahnhof gilt als einer der meistfrequentiertesten Plätze Vorarlbergs. Täglich steigen hier über 26.000 Vorarlberger ein, aus oder um. Wie in vielen großen Städten hat sich auch der Dornbirner Bahnhof als Treffpunkt für Menschen etabliert, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Sie nutzen dort vor allem die bescheidene Annehmlichkeit eines Daches über dem Kopf. „Corona hat die Menschen zudem verstärkt auf die Straße getrieben, weil die entsprechenden Einrichtungen nicht öffnen durften“, gibt Martin Hagen von der Offenen Jugendarbeit Dornbirn zu bedenken.
Die Streetworker waren deshalb auch fast jeden Tag am Dornbirner „Brennpunkt“. „Seit einigen Monaten sind natürlich wieder deutlich mehr Leute am Bahnhof. Wer in beengten Wohnverhältnissen lebt oder in kleinen, öffentlichen Mehrbetteinrichtungen, dem fällt verständlicherweise irgendwann einmal die Decke auf den Kopf - dann muss man einfach raus“, berichtet Hagen von den prekären Lebensverhältnissen „seiner“ Klientel.
Aktuelle Lage sei „zufriedenstellend“
Stefan Schwarzmann, Kommandant der Stadtpolizei Dornbirn, sieht die Lage nüchtern: „Aufgrund der hohen Frequenz an Personen, die den Bahnhof passieren und dort auch zum Teil verweilen, kommt es naturgemäß zu gewissen Problemen.“ Und was sind nun konkret die Probleme? „Hauptsächlich haben wir es am Bahnhof mit diversen Verwaltungsübertretungen zu tun, wie beispielsweise Ordnungsstörungen, Verstöße gegen das Alkoholverbot, Verunreinigungen durch das Wegwerfen von Müll oder auch Lärmerregungen.“
Zuletzt habe auch der Vollzug der Covid-Verordnungen - etwa das Einhalten der Abstandsregel oder die Maskenpflicht - die Polizei vor große Herausforderungen gestellt. „Und diverse Straftaten wie Raufereien und Sachbeschädigungen kommen auch immer mal wieder vor, das lässt sich nicht gänzlich verhindern.“ Trotz der Vorkommnisse betont Schwarzmann, dass die derzeitige Situation am Bahnhof zufriedenstellend sei: „Die Zahl der Beschwerden hält sich in Anbetracht des hochfrequentierten Platzes und der großen Anzahl von Personen, die hier tagtäglich unterwegs sind, in Grenzen.“
Mit ein Grund dafür sei die verstärkte Polizeipräsenz: „Die ständigen Kontrollen sowie der konsequente Vollzug von Übertretungen sprechen sich herum und tragen Früchte. Auch positive Rückmeldungen seitens der Bevölkerung lassen für uns den Schluss zu, dass sich die Lage im Vergleich zu früheren Jahren beruhigt hat.“ Schwarzmann verspricht sich auch durch den im April bezogenen neuen Polizeiposten positive Effekte. Zu euphorisch ist der Kommandant allerdings auch nicht: „Der Bahnhof wird aus polizeilicher Sicht immer eine Herausforderung bleiben.“
Die Menschen, die den Bahnhof als Treffpunkt nutzen, können zwar vertrieben werden, sie verschwinden aber nicht.
Martin Hagen, Offene Jugendarbeit Dornbirn
Die Vertriebenen verschwinden nicht
Martin Hagen glaubt dagegen nicht, dass der neue Polizeiposten an der Situation wesentlich etwas ändern wird: „Natürlich führt eine verstärkte Polizeipräsenz dazu, dass Leute, die nicht jeden Tag kontrolliert werden möchten, davonlaufen. Man schiebt sie halt woanders hin.“ Für ihn steht fest: Die Menschen, die den Bahnhof als Treffpunkt nutzen, können zwar vertrieben werden, sie verschwinden aber nicht. „Dornbirn hat über 50.000 Einwohner - Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten gehören zu einem Stadtbild einfach dazu. Damit müssen wir uns abfinden.“
Anstatt die Menschen zu vertreiben, so seine Forderung, sollten öffentliche Plätze geschaffen werden, wo sie sich treffen können. Die offene Jugendarbeit sei deshalb im intensiven Austausch mit dem Jugendreferat der Stadt, um solche Freiplätze zu kreieren. „Es kann nicht jeder ins Innenstadtkaffee sitzen und vier, fünf Euro für ein Getränk ausgeben. Wir, mit Geld im Sack, setzen uns eben in ein Lokal - das wird gerne gesehen. Aber über Menschen, die sich im öffentlichen Raum treffen, regt man sich auf. Ein wenig mehr Verständnis und Toleranz wäre wünschenswert.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.