Trotz Aufschwung

AMS-Kopf: Nicht alle Jobs können erhalten werden

Politik
31.05.2021 06:34

Die Wirtschaft nimmt Fahrt auf und das zeigt sich auch in einem Rückgang der Arbeitslosigkeit. Gab es zu Jahresanfang noch 110.000 Arbeitslose mehr als zur gleichen Zeit 2019, so sind es jetzt „nur“ mehr 51.000 zusätzliche Arbeitslose. „Man sieht eine Lockerung, zufrieden können wir aber noch nicht sein“, sagte Arbeitsmarkt-Chef Johannes Kopf in der „ZiB 2“ am Sonntagabend. Kopf wies darauf hin, dass auch im Aufschwung nicht alle Jobs erhalten werden können.

Die Kurzarbeitsunterstützung müsse verringert werden, der Ausstieg aus dieser Wirtschaftshilfe werde in Teilbereichen auch schmerzhaft sein und zu Arbeitslosen führen, so Kopf. Dennoch: „All inclusive sollte die neue Kurzarbeit nicht mehr sein.“ Um aber die Weiterentwicklung der Wirtschaft nicht zu behindern, müsse man eine Lösung finden, „um aus den Förderungen herauszukommen“. 

Wieder 100.000 offene Stellen beim AMS
Der AMS-Vorstand wies als Beispiel auf die Luftfahrt hin. Ein hochrangiger Lufthansa-Vertreter habe gesagt, dass die Luftfahrtbranche wohl 20 Prozent zu viel Personal habe - das werde auch bei AUA und Flughafen Wien Auswirkungen haben. Ziel müsse es sein, dass zwar Jobs verloren gehen, aber die betroffenen Menschen rasch eine andere Arbeit finden können. Kopf wies darauf hin, dass es „in diesen Tagen“ erstmals wieder 100.000 offene Stellen beim AMS gebe.

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Kopf für Absenkung des Arbeitslosengeldes nach drei Monaten
In der Diskussion um eine erhöhte Nettoersatzrate plädiert Kopf vor allem für eine Diskussion über das Gesamtsystem. Derzeit erhalten Arbeitslose bis zu ein Jahr lang 55 Prozent des letzten Nettogehalts als Arbeitslosenentgelt. Gewerkschaft und andere fordern 70 Prozent. Der Wirtschaftsbund hat ein Modell vorgelegt, wonach das Arbeitslosengeld zwar mit 70 Prozent des letzten Nettogehalts startet, dann aber schrittweise auf 40 Prozent fällt.

Internationale Studien würden zeigen, dass eine Absenkung der Arbeitslosenunterstützung nach drei Monaten die Betroffenen tatsächlich zu mehr Flexibilität, also zur Annahme eines weniger idealen Jobs, motiviere. Er, Kopf, sei daher für eine anfangs höhere Unterstützung mit einer Absenkung. Er glaube aber nicht, dass die Unterstützung mit der Zeit dann noch weiter hinuntergehen sollte.

Insgesamt sei aber die ganze Arbeitslosenunterstützung inzwischen ungemein komplex. „Ich würde dieses ganze System auch mit dem Zuverdienst gerne grundlegend diskutieren“ und nicht „eine populistische Maßnahme“ wie die 70-Prozent-Nettoersatzrate einzeln herausgreifen, sagte Kopf. Man könne davon ausgehen, dass die meisten Menschen grundsätzlich schon arbeiten wollen, aber eventuell nicht in den angebotenen Jobs.

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