Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal zur ungleichen Verteilung der Porno-Gewinne.
Erst vor kurzem wurde aufgedeckt, dass der bislang unbekannte Besitzer der IT-Firma Mindgeek ein Österreicher ist. Bei Mindgeek laufen die größten Porno-Websites quer durch die Steuerparadiese der Welt zusammen, u.a. Pornhub, das unschuldig als „Erwachsenenunterhaltung“ eingeordnet wird. Geboren als angeblich schüchterner Bauernsohn in Oberösterreich, schaffte er es mit Investitionen in die Online-Pornoindustrie zum Milliardär. Bewunderung ist allerdings nicht angebracht. Pornhub und andere durch den Porno-König finanzierte Portale haben jahrelang Videos nicht gelöscht, die sexuelle Gewalt an Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen zeigen.
Auch die Verbreitung unzähliger Sexvideos ohne Urheberrecht und ohne Zustimmung der Dargestellten war via Pornhub problemlos möglich. Bis Investigativ-Journalisten den Skandal bekannt machten. Millionen Videos auf Pornhub wurden - nach massivem Druck - gelöscht. Dazu mussten allerdings erst die Geldflüsse versiegen: Die großen Kreditkartenfirmen hatten Ende 2020 ihre Zusammenarbeit mit Pornhub eingestellt.
Eigentlich ist es unglaublich: Bei jedem Klick auf eine Website müssen wir umständlich allen möglichen Datenschutzbestimmungen zustimmen. Aber Sexvideos konnten jahrelang ohne jegliche Zustimmung der Dargestellten gewinnbringend zirkulieren. Weil die größten Porno-Portale der Welt die hochgeladenen Videos unzureichend kontrollierten, wurden Pornhub & Co zu willfährigen Gehilfen von sexueller Gewalt und Cybermobbing. Mit den bekannten katastrophalen Folgen für die Betroffenen.
Wer damit sein Geld verdient, versucht wohl mit gutem Grund, unerkannt zu bleiben. Der Traum von sozialem Aufstieg in der Pornoindustrie hat sich für einen gelohnt. Für viele Menschen hat das Porno-Monopol jedoch Leid gebracht und weitaus bescheidenere Träume von einem guten Leben zerstört. Wenn der Pornhub-Skandal eines gezeigt hat, dann, dass die Gewinne der Pornoindustrie höchst ungleich verteilt sind.
Das muss nicht so sein. Transparente Porno-Produktionsfirmen gibt es einige. Man muss sich nur daran gewöhnen, für Pornos zu bezahlen. Eine ethisch vertretbare Pornoproduktion sollte den Konsumenten Geld wert sein. Und auch leicht fallen, denn die Qualität sogenannter „alternativer“ Pornos wie etwa von Erika Lust & Co ist auch besser als zwanzig 0815 Porno-Clips hintereinander. Wer will schon immer dieselben schlechten Pornos sehen? Bei alternativen Pornos haben die Darstellerinnen und Darsteller Lust. Sie entscheiden, was sie vor der Kamera machen und was nicht. Das spürt man in den Filmen auch.
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