Nachdem bekannt wurde, dass es in einigen Bundesländern wohl schwierig werden dürfte, gemäß der Ankündigung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) allen Impfwilligen bis Ende Juni den ersten Stich zu verpassen, lässt Kritik nicht lange auf sich warten. Die Opposition unterstellte dem Kanzler „Wortbruch“, Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) wurde schon etwas konkreter: Verzögerungen und Ausfälle zugesagter Lieferungen würden die Planung erschweren, so Platter. Er sprach von „einigen Irritationen“.
Manche Lieferungen seien „plötzlich“ ausgeblieben, so Platter - „ein Ärgernis“, erfordere die Durchführung der Impfungen doch eine „genaue Planung“. „Natürlich gibt es gewisse Aspekte, auf die die Bundesregierung auch keinen Einfluss hat“, schränkte Platter ein. Man habe auch im Rahmen der letzten Landeshauptleutekonferenz darüber gesprochen, so der Landeshauptmann. „Wir gehen davon aus“, zeigte sich Platter aber zuversichtlicher als seine Landesrätin, dass alle Impfwilligen bis Ende Juni auch tatsächlich geimpft werden.
„Impffortschritt abhängig von Lieferungen“
Im Juni sei zwar „eine große Menge an Impfstoffen“ angekündigt worden, informierte Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP), plötzliche Lieferausfälle hätten aber in der Vergangenheit die Abhängigkeit des Impffortschritts von „den Lieferungen des Bundes“ gezeigt.
Seit Freitag nimmt das Land Tirol nun auch die Corona-Impfung von Personen unter 50 Jahren in Angriff. Die Priorisierungen - Alt vor Jung, Personen mit hohem vor Personen mit geringem Risiko - würden zwar weiter eingehalten, ab sofort werden aber auch Personen unter 50 Jahren nach Alter abgestuft eingeladen. „Wir werden so schnell impfen, wie es geht“, versicherte Leja.
Opposition ortet „Wortbruch des Bundeskanzlers“
Die Opposition kritisierte unterdessen den „Wortbruch des Bundeskanzlers“ und das „gebrochene Versprechen“. Kurz selbst werde bis Ende Juni geimpft sein, „aber zahlreiche Menschen in ganz Österreich wurden wieder einmal enttäuscht“, sagte SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher. „Von der Impfung aller über 65-Jährigen bis Ende April über die Impfung aller über 50-Jährigen bis Ende Mai bis hin zur Beschaffung zusätzlicher Impfdosen in Millionenhöhe - nichts davon gab es jemals. Wenn Sebastian Kurz etwas verspricht, gleicht das eher einer Drohung“, meinte Kucher.
Auch NEOS zeigten sich „wenig überrascht“, dass nicht jeder Impfwillige bis Ende Juni den Erststich erhalten wird. „Seit Beginn der Pandemie hat diese Bundesregierung ein Versprechen nach dem anderen gebrochen“, konstatierte NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker und stellte die Frage, welches Versprechen als Nächstes platzen wird. „Kanzler Kurz und Gesundheitsminister Mückstein müssen ihrer Verantwortung endlich nachkommen und wirklich halten, was sie versprechen“, forderte Loacker.
Mehr Zweitimpfungen fällig
Derzeit werden wieder mehr Zweitimpfungen fällig, womit weniger Impfstoff für Erstimpfungen bleibt. Dies war schon vorige Woche deutlich spürbar. Denn während seit Mitte Februar stets deutlich mehr Erstimpfungen durchgeführt wurden, hielten sich die Erst- und die Zweitimpfungen nun fast wieder die Waage. Von insgesamt fast 470.000 Impfungen waren vorige Woche gut 223.000 Zweitstiche.
Mückstein und Kurz sehen „erhöhte Impfbereitschaft“
Gesundheitsminister Kanzler freuten sich dennoch in einer gemeinsamen Aussendung am Dienstag über die steigende Impfbereitschaft und sahen darin den Grund, warum sich nicht alle Erstimpfungen bis Ende Juni ausgehen. „Bis Ende Juni werden wie geplant fünf Millionen Erstimpfungen durchgeführt“, betonten sie.
Infolge der Möglichkeit, auch Zwölf- bis 15-Jährige und Schwangere zu impfen - Niederösterreich beginnt mit Ersterem ab Mittwoch -, sowie der steigenden Impfbereitschaft rechnet die Bundesregierung nun mit über 500.000 Menschen mehr, die sich impfen lassen wollen. Für das zweite Quartal sei man noch von einer Impfbereitschaft von fünf Millionen Menschen ausgegangen. „Für die im Juli zusätzlich zu Impfenden ist ausreichend Impfstoff vorhanden. Jeder, der will, wird also eine Impfung erhalten“, bekräftigten Mückstein und Kurz nunmehr mit Blick auf Juli.
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