Paukenschlag in der heimischen Innenpolitik: Nach Wochen der offenen Auseinandersetzung mit FPÖ-Scharfmacher Herbert Kickl hat der Bundesparteichef der Freiheitlichen, Norbert Hofer, genug: Er zieht sich nach zwei von blauen Wahlschlappen geprägten Jahren als Parteichef wieder zurück - will aber Dritter Nationalratspräsident bleiben.
Nach mehr als einem Jahr Corona-Krise und turbulenten Zeiten fällt es Politikern ja nicht gerade leicht, noch für Verwunderung zu sorgen - Norbert Hofer ist das mit der Art und Weise, wie er am frühen Dienstagabend seinen Job als FPÖ-Chef kündigte, trotzdem gelungen.
Hofer ließ Partei im Unklaren
„Heute ist mein erster Tag nach der Reha - und mein erster nach der Tagespolitik“, schrieb Hofer auf Twitter (siehe Screenshot unten), „ich lege meine Funktion als Bundesobmann zurück.“ Allein: Wenige Minuten später herrschte Rätselraten, weil Hofer den Eintrag gleich wieder gelöscht hatte; nicht einmal blaue Insider kannten sich mehr aus, ob das nun ein Scherz war, die Partei ließ Hofer im Unklaren.
Kickl wanderte unwissend auf die Rax
Und als wäre all das nicht skurril genug, wanderte sein Widersacher Herbert Kickl derweil gerade völlig unwissend und von zig Kameras begleitet auf die Rax.
„Meine eigene Reise an der Spitze der FPÖ ist zu Ende“
Eine knappe Stunde später folgte dann die Bestätigung: In seinem dreiwöchigen Reha-Aufenthalt in Baden (das große Interview mit Conny Bischofberger lesen Sie hier) sei Hofer zu dem Schluss gekommen, sein Amt zurückzulegen „Es war eine schwierige Aufgabe, die Partei nach dem plötzlichen Ende der erfolgreichen schwarz-blauen Koalition wieder aufzubauen“, erklärte der Mann, der stets als „freundliches“ Gesicht der Freiheitlichen galt. „Meine eigene Reise an der Spitze der FPÖ ist aber mit dem heutigen Tag zu Ende.“
Und besagte Reise war lange Zeit, grosso modo, eine rasante Talfahrt: Nachdem Hofer in den Wirren nach Ibiza vor fast genau zwei Jahren als Parteichef eingesprungen war, stürzte die FPÖ bei der Nationalratswahl um zehn Prozentpunkte ab, ähnlich viel verlor sie etwa bei der steirischen Wahl, in Wien betrug das Minus nach weiteren Wahlschlappen dann überhaupt mehr als 20 Prozentpunkte. Zuletzt ging es in Umfragen wieder aufwärts.
Ganz weg ist Hofer übrigens nicht: Er will Dritter Nationalratspräsident bleiben und schloss noch nicht aus, bei der Präsidentschaftswahl 2022 anzutreten. Wer ihm nachfolgt - Kickl oder jemand anderer - soll in den nächsten Tagen entschieden werden.
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