„Meine eigene Reise an der Spitze der FPÖ ist zu Ende.“ Mit diesen Worten hat Norbert Hofer seinen Rücktritt von der Spitze der Freiheitlichen Partei Österreichs bekannt gegeben. Diese Reise begann nach dem Ibiza-Skandal im Mai 2019. Hofer musste eine in Trümmern liegende Partei wieder aufrichten.
Der Stern Hofers war so richtig im Jahr 2016 aufgegangen, als er eigentlich gegen seinen eigenen Willen von der FPÖ in die Hofburg-Wahl gedrängt wurde. Die weitere Geschichte ist wohl bekannt, klarer Sieg in Runde eins, dann das epische Stichwahl-Duell gegen Alexander Van der Bellen, der ihm im dritten Anlauf doch noch den Weg in die Präsidentschaftskanzlei versperrte.
Traum von der Hofburg nun verpufft?
Staatsoberhaupt ist eine Position, die Hofer sichtlich auf seinen Leib geschneidert sieht. Als Dritter Nationalratspräsident war er über alle Parteigrenzen anerkannt, obwohl der Fan des umstrittenen Malers Odin Wiesinger einer der Chefideologen der FPÖ und keinesfalls deren liberalerem Lager zuzuordnen ist. Aber Hofer ist freundlich, offen und vermag es, eine gewisse Objektivität und Seriosität auszustrahlen. So agierte er auch als Infrastrukturminister und Regierungskoordinator von Türkis-Blau. Niemand färbte sanfter und mit weniger Aufsehen um. Kritik an seiner Amtsführung gab es kaum und das obwohl er weit rechts stehendes Personal ins Ressort mitbrachte. Sein Weg zur neuerlichen Hofburg-Kandidatur schien geebnet.
Doch dann kam Ibiza und der eher biedere Hofer war die perfekte Gegenerzählung zum gefallenen Lebemann Strache, der ihm freilich mit diversen emotionalen Eruptionen das Leben weiter schwer machte. Dass Hofer nicht nur der schmeichelweiche Dauerlächler ist, hat er freilich schon des öfteren bewiesen, weshalb ihm manche das Image des „Wolf im Schafpelz“ umhängen. Parteiausschlüsse bei den Freiheitlichen exekutierte er, der bereits mit 23 Stadtparteiobmann in Eisenstadt war, schon immer beinhart, erst zuletzt wieder beim niederösterreichischen Klubchef, der meinte, zu Hitlers Geburtstag Grüße ausrichten zu müssen. Und mit seinem „Sie werden schon noch sehen, was alles möglich ist“, verbaute er sich wohl im letzten Moment selbst den Weg zum höchsten Amt im Staat.
Die blaue Aufholjagd nach Ibiza
Doch nach der verlorenen Hofburg-Wahl und nach Ibiza hatte Hofer genug andere Sorgen, als Strache-Nachfolger die Partei wieder stärker zu machen. Nach einer aktuellen Umfrage des Instituts Unique Research sprach der 50-Jährige von einer erfolgreichen Aufholjagd seiner Partei und meinte: „Wir holen uns die Wähler von der ÖVP zurück.“ Derzeit rangiert die FPÖ mit 18 Prozent auf Rang drei hinter Türkis und Rot.
Zur Person: Norbert Hofer, geboren am 2. März 1971 in Vorau (Stmk) und aufgewachsen in Pinkafeld (Bgld.), wo er auch weiterhin zu Hause ist. In zweiter Ehe verheiratet, Vater von vier Kindern, gelernter Flugzeugtechniker, 1995 Stadtparteiobmann von Eisenstadt, 1996 Landesparteisekretär im Burgenland, 1997 Gemeinderat in Eisenstadt, 2005 stv. Bundesparteiobmann, seit 2006 Nationalratsabgeordneter und FPÖ-Behindertensprecher, ab Oktober 2013 Dritter Nationalratspräsident, 2017 bis 2019 Infrastrukturminister (und Regierungskoordinator), war seit September 2019 gewählter Parteichef.
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