Nach einem innerparteilichen Machtkampf hat Norbert Hofer am Dienstagnachmittag seinen Rücktritt als FPÖ-Bundesparteiobmann erklärt (siehe Video oben). Wer ihm nachfolgen wird, steht noch nicht fest. Vieles deutet jedoch auf seinen Intimfeind Herbert Kickl, hin. Dieser bekräftigte am Abend in einer Aussendung: „Ziel muss es sein, umgehend die volle Handlungsfähigkeit der FPÖ wiederherzustellen und die vorhandene Geschlossenheit nach außen klar zu dokumentieren“, so der freiheitliche Klubobman. Er selbst sei bereit, seinen Beitrag dazu zu leisten - und lässt damit viel Interpretationsspielraum offen.
Über den Rücktritt Hofers zeigte sich Kickl überrascht: „Ich nehme seine persönliche Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis.“ Er habe Verständnis für die enorme, auch gesundheitliche Belastung, die seit der Bundespräsidentenwahl über die Tätigkeit als Verkehrsminister und Regierungskoordinator bis hin zur Führungsrolle in der Opposition durchgehend auf seinen Schultern gelastet habe.
„Ich zolle ihm Dank und Anerkennung für die Übernahme der Obmannschaft nach der Ibiza-Affäre und für die erfolgte Aufbauleistung im Konzept der Doppelspitze mit unterschiedlichen Rollen und Schwerpunktsetzungen“, sagte Kickl.
„Eingeleiteten Aufwärtstrend fortsetzen“
Kickl will jetzt mit dem ältesten Parteiobmann-Stellverteter Harald Stefan und mit den übrigen Mitgliedern des Parteipräsidiums Kontakt aufnehmen, um die nächsten Schritte zu beraten. „Der unter Hofer eingeleitete Aufwärtstrend in starkem Verbund zwischen den Landesparteien und der Bundespartei muss fortgeführt werden. Ich selbst bin bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten“, sagte Kickl.
Erste Rufe aus Ländern für Kickl als Hofer-Nachfolger
Wie Kickl zeigten sich am Dienstag auch die blauen Landesparteien überrascht über Hofers Rücktritt. Kärnten, Tirol und das Burgenland sprachen sich rasch für Kickl als - zumindest interimistischen Nachfolger - aus. Der neue Kärntner Obmann Erwin Angerer reagierte auf den Rücktritt Hofers mit Unverständnis, zumal er noch Montagabend mit Hofer telefoniert und einen Termin für kommende Woche vereinbart habe. Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger meinte, die persönliche Entscheidung sei zur Kenntnis zu nehmen.
„Halte Kickl für einen möglichen Obmann“
Zur Nachfolge sagte Angerer, man müsse die Situation bewerten und dann eine Entscheidung treffen: „Aber wenn Kickl die Partei übernehmen will, halte ich ihn für einen möglichen Obmann.“ Für Abwerzger steht fest, dass Kickl als erster Stellvertreter Hofers die Agenden interimistisch übernehmen sollte, bis der Parteitag einen neuen Obmann oder eine neue Obfrau wähle. Auch Alexander Petschnig, Obmann von Hofers burgenländischen Landesgruppe, sprach sich für Kickl aus und lobte dessen „kantige Oppositionspolitik“.
Kunasek dankt Hofer für „Aufbauarbeit nach Ibiza“
Die anderen Landesparteien legten sich allerdings nicht fest. So lobten der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek und sein Wiener Kollege Dominik Nepp Hofer für dessen Aufbauarbeit nach Ibiza. Beide verwiesen darauf, dass die Partei in Umfragen nun wieder 20 Prozent erreiche. In dieselbe Kerbe schlug der Chef der Vorarlberger Freiheitlichen, Christof Bitschi. Norbert Hofer habe die FPÖ in einer sehr schwierigen Phase übernommen und die Partei wieder in geordnete Bahnen gelenkt. „Dafür sind wir ihm alle zu großem Dank verpflichtet“, stellte Bitschi fest.
Kein Bekenntnis in Sachen Nachfolgefrage gab es auch von Udo Landbauer, Landespartei- und Klubobmann der FPÖ Niederösterreich. Es liege nun an den Gremien, „mit der neuen Situation sachlich und besonnen umzugehen“, betonte er in einer Aussendung.
Haimbuchner: „Hofer hat FPÖ dort positioniert, wo sie auch hingehört“
Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner, der als interner Kritiker Kickls gil, dankte Hofer und betonte, dieser habe die FPÖ dort positioniert, wo sie auch hingehöre: „Rechts der Mitte, mit einer bürgerlichen Ausrichtung und sowohl regierungs- als auch koalitionsfähig.“
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