Auch er war für den Job der blauen Nummer eins im Gespräch: FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp will aber nicht Hofer-Nachfolger werden. Der Wiener Obmann sprach mit der „Krone“ über würdevolle Abschiede, Kickl und die SPÖ.
„Krone“: Herr Nepp, wann haben Sie vom Rücktritt Norbert Hofers erfahren?
Dominik Nepp: Ich war selbst überrascht, weil ich es aus den Medien entnommen habe.
Sich per Twitter als Parteiobmann zu verabschieden ist kein sonderlich ehrenvoller Abgang, oder?
Normalerweise wird so etwas intern vorbesprochen. Allerdings habe ich auch Verständnis bezüglich der persönlichen Situation Norbert Hofers, dass er sich dann auch aufgrund der internen Kommunikation entschlossen hat, das Amt niederzulegen.
Am Ende ging es im Streit Hofer gegen Kickl schon um die Tierwelt und um Tom und Jerry. Hat sich das Hofer-Aus für Sie abgezeichnet?
Norbert Hofer war in den letzten Wochen schon kampfeslustig und meinte, dass er gerne in die kommenden Wahlen gehen will, wenn es die Partei das so will. Warum er sich jetzt kurzerhand anders entschieden hat, ist mir ein Rätsel.
Stellt sich natürlich die Frage: Wer soll jetzt nachfolgen?
Also ich werde nicht als Bundesparteiobmann kandidieren, ich werde in Wien bleiben. Ich bin auch vor einem Monat erst hier gewählt worden mit 98 Prozent. Wir haben uns in Umfragen jetzt schon auf 15 Prozent verdoppelt und diesen Erfolgsweg will ich weitergehen.
Das klang bis vor wenigen Tagen noch anders. Sie konnten sich, ganz allgemein danach gefragt, die Kandidatur zumindest vorstellen.
Ja vorstellen muss es sich jeder Politiker können. Das ist wie, wenn man einen Rennfahrer fragt: Kannst du dir vorstellen für die Formel 1 in Monaco zu starten? Da wird auch jeder Rennfahrer Ja sagen. Allerdings habe ich Verantwortung in Wien.
Dann komm ich dann zu meiner eingangs erwähnten Frage zurück: Also Sie machen es nicht. Wer soll es machen? Kickl?
Bis jetzt hat sich nur Herbert Kickl bereit erklärt, das zu tun. Und das wird jetzt in der nächsten Woche in den Gremien besprochen.
Rechnen Sie noch mit weiteren Kandidaten?
Nein. Es gibt bis jetzt nur einen Kandidaten und das ist Herbert Kickl.
Herbert Kickl hat Ihre volle Unterstützung?
Das Wer-wen-Unterstützt werden die Gremien ausmachen, da möchte ich auch nicht vorgreifen. Vor allem nicht dem Wiener Landesvorstand. Aber wichtig ist eine Geschlossenheit nach außen.
Kickls Einstellung zum Thema Corona, diese Verschwörungsreden und Maskenverweigerung, das trifft Ihren Geschmack?
Selbstverständlich würde jeder manche Sachen auch anders formulieren. Auch ich würde anders formulieren als Herbert Kickl es tut. Aber wenn es etwas gibt, dass es zu bekritteln gibt, bleibe ich dabei: Man macht sich das intern und nicht über Medien aus.
Jetzt ist die Partei mit dem Kickl-Kurs kaum noch regierungsfähig. Sehen Sie das auch so?
Das hat man schon damals gesagt, als Haider übernommen hat von Steger oder als Strache übernommen hat von Haider. Ich glaube, dass es da noch viel Bewegungsfreiraum gibt. Auch bezüglich Koalitionen mit der ÖVP oder der SPÖ.
Mit der SPÖ?
In meinem politischen Spektrum ist gerade jetzt, wo es sich um die soziale Frage dreht, um Corona, die Massenarbeitslosigkeit bzw. wie man Leute wieder in Beschäftigung bringt, dass es hier eine größere Schnittmenge gibt von unserem politischen Verständnis mit der SPÖ.
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