Sie sind scheinbar ohne Grund müde, antriebslos und depressiv, nehmen zu, leiden unter Haarausfall. Oder Sie fühlen sich ständig überdreht, verlieren trotz Heißhunger an Gewicht, das Herz rast und der Schweiß fließt zeitweise in Strömen. Eventuell können Sie nur schwer schlucken, weil Sie einen „Knödel“ im Hals spüren. In allen Fällen wird Ihr Arzt zuerst die Schilddrüse unter die Lupe nehmen. Sie kann nämlich der Schlüssel sein. Die meisten Menschen wissen allerdings viel zu wenig über ihre Schilddrüse - dabei reguliert sie sämtliche lebenswichtigen Funktionen im ganzen Körper. Facharzt Priv. Doz. Dr. Alexander Kroiss informiert im krone.tv-Talk „Nachgefragt“ über das unterschätzte Organ.
Die Schilddrüse sieht ein bisschen aus wie ein Schmetterling und befindet sich knapp unterhalb des Kehlkopfes. Nuklearmediziner Priv. Doz. Dr. Alexander Kroiss ist unter anderem darauf spezialisiert, dieses Organ ganz genau zu beurteilen: „Wir bestimmen bei Symptomen, die auf eine Funktionsstörung hindeuten, im Labor die Hormone (T3 und T4) und den TSH-Wert, weiters Schilddrüsen-Antikörper sowie Veränderungen wie Zysten, Knoten oder eine generelle Vergrößerung (Struma). Zunächst mittels Ultraschall, weiterführend erfolgen bei Bedarf eine Szintigrafie und/oder eine Punktion.“
Die Hormone müssen im Gleichgewicht sein Aber schon alleine aufgrund der Symptome kann der Facharzt wichtige Schlüsse ziehen: „Ohne die Hormone der Schilddrüse funktioniert der Stoffwechsel nicht. Diese müssen allerdings sozusagen im Gleichgewicht sein. Ein Zuviel (Überfunktion) führt etwa zu Unruhe, Herzstörungen und Gewichtsverlust, ein Mangel (Unterfunktion) hingegen zu den eingangs aufgezählten Anzeichen wie Müdigkeit, seelische Verstimmung und Zunahme an Körpergewicht.“
„Heisse“ und „kalte“ Knoten Dr. Kroiss ist in seinem Spezialgebiet für die genaue Zuordnung von Veränderungen des Organes zuständig. Zum Beispiel, ob ein Knoten „kalt“ oder „heiss“ ist: „Die Knoten entdeckt man schon im Ultraschall. Da kann aber noch nicht beurteilt werden, ob diese Areale Hormone krankhaft speichern - heisse Knoten - oder ob dort zu wenig Hormone produziert werden - kalte Knoten. Dazu dient die Szintigrafie.“
Untersuchung mit radioaktiver Substanz Eine Untersuchung, vor der schlecht informierte Patienten häufig Angst haben, weil hier radioaktive Substanzen zur Anwendung kommen. Dr. Kroiss und Prof. Dr. Irene Virgolini, Leiterin der Uni Klinik für Nuklearmedizin Innsbruck, beruhigen: „Es wird nur eine gering radioaktive Substanz verabreicht. Diese wird mit einer speziellen Kamera bildlich dargestellt und lässt so erkennen, ob zu viel oder zu wenig Hormone vorhanden sind. Die Dosis liegt unter der Strahlenbelastung eines Lungenröntgens und ist daher unbedenklich.“
Frauen sechsmal häufiger betroffen Erkrankungen der Schilddrüse können aus verschiedensten Gründen auftreten. Ein „Kropf“, wie eine Vergrößerung im Volksmund oft heißt, entsteht durch Jodmangel. Andere Auslöser können Erkrankungen des Immunsystems, Tumore, Entzündungen oder mitunter Medikamente sein. Auch die Vererbung kann eine Rolle spielen. Frauen sind von Schilddrüsenleiden sechsmal häufiger betroffen.
Wann unbedingt eine Operation nötig ist Die gute Nachricht ist, dass es für alle Fälle sehr gute Therapiemöglichkeiten gibt. Bei einem kalten Knoten mit zusätzlichem Verdacht auf einen Tumor gibt es für Dozent Kroiss nur eine Reaktion: „Unverzüglich einen Chirurgen einschalten. Da muss operiert werden. Ein szintigrafisch heißer Knoten hingegen kann an einer nuklearmedizinischen Abteilung erfolgreich mit Radiojod behandelt werden.“
Wir sollten also auf unsere Schilddrüse achten! Bei Alarmzeichen sofort zum Arzt gehen, aber auch selbst mithelfen, dieses Organ gesund zu erhalten. Dabei hilft ausreichende Zufuhr von Jod. Normal ist der Bedarf ohnedies durch den täglichen Salzkonsum gedeckt. Günstige Lebensmittel sind aber unter anderem Meeresfisch, schwarzer Tee, Rindfleisch und Spinat.
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