Die FPÖ stellte die Weichen für die Nachfolge Norbert Hofers. Nach dessen überraschendem Rücktritt trat Montag früh das Parteipräsidium zu Beratungen zusammen. Herbert Kickl, der wiederholt seine Ambitionen zur Obmannschaft geäußert hatte, unterstrich im Vorfeld: Seine Position sei „bekannt“. Der ehemalige Parteichef selbst erklärte, er werde sich bei der Entscheidung nicht einmischen - und so kam es dann auch. Hofer und zwei Länderchefs haben die Sitzung vorab verlassen. Der Beschluss für Kickl fiel damit einstimmig aus - man trete demnächst vor die Presse.
Immerhin war Hofer selbst zur Sitzung gekommen. Allerdings hat er sie bereits vor dem Ende wieder verlassen, wie vor Ort zu beobachten war. Um 11.30 Uhr wurde er am Hintereingang der Bundesgeschäftsstelle von seinem Chauffeur abgeholt. Von der „Krone“ danach gefragt, wie die Stimmung in der Sitzung ist, sagte er auf dem Weg in Richtung Auto kurz und knapp: „Es läuft gut.“ Die Sitzung verlasse er vorzeitig, weil er einen Termin habe.
Sonderparteitag am 19. Juni
Wie Hofer haben auch die Landeschefs aus Oberösterreich und Vorarlberg, Manfred Haimbuchner und Christof Bitschi, die Sitzung vorzeitig verlassen. Somit konnte der Beschluss, Kickl als Bundesparteiobmann zu designieren, einstimmig gefällt werden. Wie die „Krone“ außerdem bereits erfuhr, findet am 19. Juni ein außerordentlicher Sonderparteitag statt.
Nach seinem Verhältnis zu Kickl befragt, hatte Hofer noch vor der Sitzung Milde gezeigt: „Ich bin keiner, der irgendwem besonders lange böse sein kann“, so der scheidende FPÖ-Chef, der ja unter anderem Aussagen von Kickl als Rücktrittsgrund angeführt hatte. Und: „Ich bin froh, dass ich nach den Strapazen der letzten Jahre jetzt ein bisschen mehr Zeit für die Familie habe.“ Kickl selbst verwies lediglich auf seine Bereitschaft, das Amt zu übernehmen. „Schauen wir einmal, ob heute weißer Rauch aufsteigt.“
Zurückhaltend äußerte sich FPÖ-Oberösterreich-Chef Haimbuchner, der sich in den vergangenen Tagen mehrmals klar gegen Kickl als Parteichef ausgesprochen hatte. Gefragt, ob dieser der richtige Mann sei, sagte der Landesparteichef: „Das wird eine Mehrheit entscheiden. Ich werde eine bestimmte Meinung äußern.“
Viel Zustimmung für Kickl als Parteichef
Andere Präsidiumsmitglieder positionierten sich vorab klar für den Klubobmann: Salzburgs Parteichefin Marlene Svazek erklärte, sie wäre überrascht, wenn jetzt „über Nacht“ ein neuer Kandidat dazugekommen wäre. „Heute im Präsidium wird eine Entscheidung fallen“, rechnete sie mit einer raschen Festlegung. Mit Herbert Kickl wisse man, „was man bekommt“. Auch Kärntens neuer Landesparteichef Erwin Angerer unterstrich seine bereits geäußerte positive Haltung gegenüber Kickl.
Für den Klubchef sprach sich auch FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz aus. „Aus meiner Sicht bietet sich Herbert Kickl an“, dieser mache seine Sache im Nationalrat „ausgezeichnet“, sagte der Niederösterreicher. Auch er will eine rasche Entscheidung, am besten noch an diesem Montag: „Worauf warten, wenn es nichts mehr zu warten gibt? Rasche Entscheidungen sind oft gute Entscheidungen.“ Auch Rosenkranz hat die Sitzung noch vor dem Ende verlassen - wegen eines Termins in Niederösterreich, wie er betonte.
Kunasek sieht auch „andere Optionen“
Etwas zurückhaltender äußerte sich noch der steirische Landesparteichef Mario Kunasek. Kickl sei sicher ein „guter Mann“, es gebe aber „auch andere Optionen“. Es gehe aber nicht nur ums Personelle, „sondern auch um Weichenstellungen inhaltlicher Natur“.
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