Als gebürtiger Niederländer wird Frenkie Schinkels bei der Fußball-EM ab 11. Juni auch „Oranje“ genau auf die Beine schauen. Österreichs Gruppengegner am 17. Juni in Amsterdam ist nach zwei verpassten Endrunden höchst motiviert, auch der ehemalige ÖFB-Teamspieler Schinkels traut der Elftal einiges zu. „Ich habe insgeheim ein bisschen Hoffnung, dass sie unter die Top Fünf kommen“, sagte Schinkels. Er äußerte auch eine nicht allzu versteckte Kritik an Teamchef Franco Foda, wegen dessen Taktik: Er würde sich als Trainer hinterfragen, wenn die Taktik nur mit Top-Spielern aufgeht, meinte er. Zuletzt war er wegen eines Sagers über seinen Herzensverein SKN St. Pölten in den Schlagzeilen.
„Matthijs de Ligt (Juventus Turin, Anm., im Bild unten), Stefan de Vrij (Inter Mailand/beide Innenverteidigung), Frenkie de Jong (FC Barcelona), Georginio Wijnaldum (Liverpool/beide zentrales Mittelfeld) und Memphis Depay (Lyon/Sturm) - das ist ein Gerüst, das gewaltig ist“, zeigte sich der 58-Jährige überzeugt. Angesichts dessen sei der verletzungsbedingte Ausfall von Liverpool-Topverteidiger Virgil an Dijk zu verkraften - sollte nicht auch noch der aktuell leicht angeschlagene De Ligt passen müssen. „Ich glaube eher, dass auf der Außenbahn Leute wie Arjen Robben oder Robin van Persie fehlen“, meinte Schinkels, der zudem die „Sturheit“ von Trainer Frank de Boer in Sachen Personalauswahl kritisierte.
Gegen Österreich seien die Niederlande aber in jedem Fall „der Papierform nach der absolute Favorit“, betonte Schinkels. Zugleich erinnerte er an den inzwischen fast legendären Europa-League-Abend im Februar 2014, als Salzburg im Sechzehntelfinale Ajax Amsterdam beim 3:0 richtig vorführte. „Das ist nur gegangen, weil Salzburg gemacht hat, was der Holländer nicht will. Und der Holländer will aus dem eigenen Fünfer rausspielen. Franco Foda muss nur vor dem Spiel das Video von dieser Partie zeigen“, sagte Schinkels.
Kritik an Foda
Er äußerte aber Skepsis, dass die rot-weiß-rote Mannschaft ihre Qualitäten auch ausspielen könne. „Wenn ich Spieler habe, die top sind, dann brauche ich vor keiner Mannschaft in Europa Angst haben. Aber wenn ich eine Taktik wähle, dass ich abhängig bin von einer Aktion von Marko Arnautovic oder Marcel Sabitzer oder einem Freistoß von David Alaba, dann muss ich mich als Trainer hinterfragen.“ Sein Favorit in Sachen Aufstellung: „Ein Mittelfeld mit Andreas Ulmer, Konrad Laimer, Xaver Schlager und Stefan Lainer, vorne habe ich Sabitzer, Christoph Baumgartner und Arnautovic. Da hätte ich von der Papierform her eine interessante Mannschaft, die ich rauslasse.“
Schinkels, der seit 1985 in Österreich lebt und zuletzt zwischen 2014 und 2017 im Profifußball für den SKN St. Pölten als Sportdirektor tätig war, hat bei aller Leidenschaft für den Fußball und die EM derzeit aber auch ganz andere Sorgen. Eine seine Töchter erholt sich von einem im Frühjahr erlittenen Schlaganfall, Schinkels will der 31-jährigen, vierfachen Mutter beistehen. „Familie ist alles“, betonte er.
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