Die Bevölkerung wird von Hunderttausenden Insekten heimgesucht. Ursprung der Plage ist ein moderner Schrott-Aufbereitungsbetrieb. Die „Steirerkrone“ hat sich im betroffenen Gebiet ein Bild gemacht
Wir mussten unser Muttertags-Essen im Freien abbrechen, es war nicht auszuhalten", erzählt Nadja Prieler, die mit ihrer Familie im Eisenerzer Ortsteil Münichtal lebt. Drei Spiral-Fliegenfänger - wie man sie heute eigentlich eher in Ställen sieht - hängen in ihrem Esszimmer von der Decke.
Rund um den Muttertag nahm die Fliegen-Plage in der Gemeinde Eisenerz ihren Lauf. Hunderttausende der nervtötenden Insekten bringen die Bevölkerung an den Rand der Verzweiflung. “Es ist so eklig„, bestätigt auch Frau L. und setzt nach: “Gestern zu Mittag hatten wir sicher 30, 40 Fliegen in der Küche.„ Lüften sei kaum möglich, auch in der Nacht könne man kein Fenster aufmachen. Draußen zusammensitzen und essen sei an warmen Tagen vor lauter lästigen Tieren momentan ein einziges Ärgernis, so der Tenor in der Bevölkerung beim “Krone„-Lokalaugenschein.
Verunreinigte Dosen als Wurzel des Übels
Wie konnte es so weit kommen? Das massive Auftreten der geflügelten Quälgeister hat in einer Schrott-Aufbereitungsanlage am Gelände der “alten Fischhalle„ ihren Ursprung. Die Firma Primaras ist ein Recyclingbetrieb, der Altmetall-Schrott zu hochwertigen Materialien für die steirische Stahlindustrie aufbereitet. Bald soll eine neue hochmoderne Anlage in Betrieb gehen, es wurden viele Millionen Euro investiert. Um sofort loslegen zu können, wenn die Anlage fertig ist, werden am Betriebsgelände bereits seit einigen Monaten rund 300 Tonnen Schrott gelagert. Darunter finden sich auch Dosen mit Lebensmittelrückständen - in Kombination mit feucht-warmem Wetter eine willkommene Brutstätte.
“Wir haben sofort reagiert und die Fliegen mit Insektenvernichtungsmittel erfolgreich bekämpft„, sagt der Primaras-Geschäftsführer Gernot Völkl. Am Werksgelände ist tatsächlich kaum mehr eine Fliege zu sehen. Dafür haben sie sich in der Gegend ausgebreitet.
Bürgermeister wurde beschimpft und bedroht
“Seitens der Gemeinde bekämpfen wir die Plage so gut es geht, aber die Situation ist sehr schwer kontrollierbar„, sagt der Eisenerzer Bürgermeister Thomas Rauninger (ÖVP). 50 große Fliegenfänger wurden in den letzten Tagen aufgehängt, an Haushalte wurden Spiralfänger verteilt. Die Gemeinde arbeitet auch mit einem Schädlings-Experten zusammen. “Wir hoffen, dass wir das bald so gut wie möglich eindämmen können. Ganz verschwinden werden die Fliegen aber leider wohl nicht so schnell„, seufzt der junge Ortschef, der turbulente Tage durchlebt. Vereinzelt habe er Beschimpfungen und gar Drohungen aus der Bevölkerung hinnehmen müssen.
Die meisten Eisenerzer schätzen aber das Engagement zur Schadensbegrenzung seitens der Gemeinde und der Firma Primaras.
“Es ist mühsam, aber da müssen wir jetzt durch", sagt Frau L. und schließt rasch ihre Haustür - es könnte ja der nächste Fliegenschwarm kommen.
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