Patrick Feurstein

„Hirscher hat mich in der Zeit sehr oft angerufen“

Vorarlberg
13.06.2021 08:55

Das Vorarlberger Riesentorlauf-Ass Patrick Feurstein,  der aufgrund seines dritten Platzes in der Europacup-Gesamtwertung einen fixen Weltcup-Startplatz gehabt hätte, musste die gesamte Saison 2020/21 aufgrund unerträglicher Kopfschmerzen auslassen. Im großen „Krone“-Interview spricht der 24-Jährige erstmals über seine gesundheitliche Zwangspause und verrät, wer ihm in der schwierigen Zeit Kraft gab und welche Ziele er sich für die neue Saison gesetzt hat.

Krone: Patrick, im Oktober verhinderten starke Kopfschmerzen ihren Start beim Weltcupauftakt in Sölden. Danach wurde es ruhig um ihre Person...

Patrick Feurstein: In den vergangenen Monaten war ich ganz mit mir selbst beschäftigt. Mit den teils unerträglichen Kopfschmerzen, die verhinderten, dass ich Skirennen bestreite. Die aber auch lange verhinderten, dass ich überhaupt ein normales Leben führen kann, wie ich es bis Juli 2020 gekannt habe. Da wäre es einfach sehr schwierig gewesen, eine richtige Antwort auf die Fragen zu geben, was mit mir los ist, was ich habe.

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Dieser elektrisierende Schmerz, den ich am Anfang hatte und keinem wünschen würde, ist nicht mehr da. Es gibt immer noch ungute Momente, aber die sind bei weitem nicht so schlimm.

Patrick Feurstein

Können Sie jetzt eine Antwort auf diese Frage geben?

Es gab viele unterschiedliche Theorien, woher die Schmerzen kommen. Es haben wohl auch mehrere Sachen zusammengespielt. Ein Infekt, eingeklemmte Nerven im Halswirbelsäulenbereich, usw. Nach einem längeren Ärztemarathon wurde schließlich eine Nervenentzündung diagnostiziert, die mit starken Kopfschmerzen verbunden ist.

Sind die Schmerzen weg?

Sie haben sich verändert. Dieser elektrisierende Schmerz, den ich am Anfang hatte und keinem wünschen würde, ist nicht mehr da. Es gibt immer noch ungute Momente, aber die sind bei weitem nicht so schlimm.

Wer waren die Menschen, die Ihnen in dieser schwierigen Zeit Kraft gaben?

Natürlich meine Familie, meine Freundin, gute Freunde. Aber auch die Leute von Innauer + (f)acts, mit denen ich seit Oktober 2020 zusammenarbeite - sie haben alles dafür unternommen, dass ich mich ganz auf mich und den Weg zurück fokussieren kann. Sehr viel Sicherheit hat mir auch die Unterstützung meines neuen Kopfsponsors GEBOL gegeben. Das Unternehmen hätte die Chance gehabt - als es mir nicht gut ging und ich keine Rennen bestreiten konnte - aus dem Vertrag auszusteigen. Das war aber kein Thema für sie. Zu wissen, einen Partner zu haben, der in dieser schwierigen Zeit so bedingungslos hinter mir steht, war für mich eine extreme Erleichterung.

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Zu meinen Trainern Mike Pircher und Ferdl Hirscher hatte ich regelmäßig Kontakt. Ferdl hat mich sehr oft angerufen und mir gesagt, wie sehr er sich darauf freut, wieder mit mir zu arbeiten

Patrick Feurstein

Gab es auch Kontakt zu den ÖSV-Verantwortlichen?

Ja! Sportdirektor Toni Giger hat mich bei der Suche nach Top-Ärzten unterstützt, mit Cheftrainer Andreas Puelacher habe ich erst neulich telefoniert. Zu meinen Trainern Mike Pircher und Ferdl Hirscher hatte ich regelmäßig Kontakt. Ferdl hat mich sehr oft angerufen und mir gesagt, wie sehr er sich darauf freut, wieder mit mir zu arbeiten.

Wann haben Sie wieder mit dem Training begonnen?

Im Dezember 2020 bin ich zu Gernot Schweizer nach Salzburg übersiedelt, um mit ihm an der Stabilität meiner Halswirbelsäule zu arbeiten. Seit Anfang Mai trainiere ich wieder mit Antje Peuckert und Michael Sohm im Olympiazentrum Vorarlberg - ab Juni hoffentlich wieder in vollem Umfang.

Im März liebäugelte Feurstein bereits mit einem Blitzcomeback beim Weltcup in Kranjska Gora. (Bild: www.MirjaGeh.com)
Im März liebäugelte Feurstein bereits mit einem Blitzcomeback beim Weltcup in Kranjska Gora.

Und wie schaut es mit dem Ski-Training aus?

Anfang des Jahres habe ich mit dem Freifahren begonnen. Später bin ich dann - wenn es mir gut ging - von Salzburg zum Training des ÖSV-Teams auf die Reiteralm gefahren. Das hat dann auch sehr gut funktioniert. So gut, dass sogar ein Comeback beim Weltcup-Riesentorlauf in Kranjska Gora am 13. März ein Thema war.

Warum kam es nicht dazu?

Bei einem Trainingssturz bin ich mit dem Gesicht auf das Gewinde einer Torstange gekracht und habe einen offenen Trümmerbruch des Nasenbeins erlitten, der operiert werden musste. Seither stand ich nicht mehr auf Skiern.

Dennoch bleibt das Ziel der Weltcupauftakt in Sölden?

Darauf liegt der Fokus. Allerdings habe ich auch gelernt, nicht zu weit vorauszuschauen. Wenn alles gut läuft, möchte ich aber Ende Juli, Anfang August wieder ins Skitraining einsteigen.

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Mein Ziel war es, so schnell wie möglich an die Weltspitze zu kommen. Was ich dabei vergessen habe, waren der Spaß und die Lockerheit

Patrick Feurstein

Was nehmen Sie aus den letzten Monaten mit?

Bevor die Kopfschmerzen begannen, war ich schon fast zu verbissen. Mein Ziel war es, so schnell wie möglich an die Weltspitze zu kommen. Was ich dabei vergessen habe, waren der Spaß und die Lockerheit. Jeder Mensch hat seine eigenen Probleme, mit denen er zu kämpfen hat. Auch ich hatte sie. Aber diese Probleme wirken in so einer Situation, wie ich sie zuletzt erlebt habe, fast banal. Das sieht man aber leider, leider erst dann, wenn es einem nicht gut geht. So gesehen haben mir die letzten Monate sicherlich geholfen, andere Zugänge zum Leben zu finden.

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