Impfung bannt Gefahr

Nach Corona könnte im Herbst Grippe zurückkehren

Österreich
14.06.2021 06:00

Die schlechte Nachricht: Im Herbst kehren die Viren zurück - und zwar wohl auch jene der Influenza. Die gute: Das Gröbste dürften wir trotzdem hinter uns haben, und mit Masken und Co. lässt sich auch die Grippe zurückschlagen.

Die Straßen sind wieder voller Leben, die Neuinfektionen auf einem sehr niedrigen Niveau. 233 Fälle wurden am Sonntag gezählt. Die Menschen fahren wieder auf Urlaub. Das kommt Ihnen bekannt vor? Auch im vergangenen Sommer war die Lage relativ entspannt - bevor im Herbst die zweite Welle und mit ihr ein harter Lockdown einschlug. Doch auch wenn die Situation ähnlich ist, dieselbe ist sie nicht. Der Unterschied - Sie ahnen es - die Impfung. Bis zum Herbst sollte jeder, der will, eine erhalten haben. „Damit schrumpft auch die Gefahr für den Herbst“, sagt Epidemiologe Gerald Gartlehner. „Die Neuinfektionen werden zwar wieder steigen, aber es wird nicht noch einmal mit dieser Heftigkeit einschlagen wie im Vorjahr“, erklärt er.

Epidemiologe Gerald Gartlehner (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Epidemiologe Gerald Gartlehner

Entscheidung gegen Piks ist eine für Corona
Erkranken werden wohl vordergründig jene, die sich nicht impfen lassen, sagt Gartlehner - und die könnten freilich auch wieder im Spital landen. „Es ist“, sagt Gartlehner, „so wie es der Virologe Christian Drosten sagte: Wer sich gegen die Impfung entscheidet, entscheidet sich für Corona.“ Diese Entscheidung sei zu akzeptieren, sagt der Epidemiologe, sie komme aber nicht ohne Konsequenzen aus. „Denn die Gesellschaft wird irgendwann sagen, wir sind nicht mehr dafür verantwortlich, diese Personen zu schützen. Sie müssen dann mit dem Risiko einer Erkrankung leben.“

(Bild: Tschepp Markus)

Herdenimmunität bei Menschen schwierig
Zudem sei das Erreichen eines Herdenimmunitätsschwellenwertes beim Menschen schwierig, erklärt Virologin Dorothee von Laer. Denn „dieser Schwellenwert ist dann erreicht, wenn das Virus nicht mehr zirkulieren kann“, erklärt sie. Das sei etwa bei Masern in vielen Ländern der Welt der Fall - „eingeschleppte Infektionen gibt es aber natürlich trotzdem“. Relevant sei aber, „dass auch unterhalb dieses Schwellenwertes eine erhebliche Schutzwirkung durch die breite Impfung in einer Bevölkerung erreicht wird“. So könne man lokale Ausbrüche gezielt bekämpfen.

Eine Überlastung der Krankenhäuser sei aber nicht mehr zu befürchten, ist Gartlehner zuversichtlich. Wenngleich die Varianten das Pandemie-Management noch eine Weile auf die Probe stellen werden. „Auch die Delta-Variante, die aktuell in Großbritannien grassiert, wird uns erreichen“, erklärt der Experte. „Und sich langfristig auch bei uns breit durchsetzen“, so von Laer. Doch nach aktuellem Wissensstand sollten die Impfungen gut davor schützen. Zudem arbeite man an Adaptionen der Vakzine, um die Wirksamkeit bei Mutationen zu erhöhen.

Virologin Dorothee von Laer (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Virologin Dorothee von Laer

Virologin: „Sollten bereit sein, Maßnahmen zu ergreifen“
Es ist also wahrscheinlich, dass die Corona-Impfung gleichermaßen aufgefrischt werden muss, wie die Grippe-Impfung. Für jene, die im ersten Quartal geimpft worden sind, im besten Fall vor dem Winter, sagt von Laer. Apropos Grippe. Erinnern Sie sich? Dabei handelt es sich um jene Viren, die die Betten in starken Influenza-Jahren schon lange vor Corona füllten. In der vergangenen Saison blieb das Österreich - und eigentlich ganz Europa - aber erspart. Die Corona-Maßnahmen schützen offensichtlich auch sehr gut vor der Grippe.

Das führt aber auch dazu, dass „wir drei volle Geburtenjahre haben, die noch nie damit in Berührung waren“, erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz vom Influenza-Netzwerk. Müssen wir uns also aufgrund der fehlenden Immunisierung in der Bevölkerung vor einer Grippewelle fürchten? „Nein“, sagt Redlberger-Fritz, „fürchten müssen wir uns nicht. Letztlich haben wir immer wieder schwache, durchschnittliche und starke Grippejahre. Aber wir sollten bereit sein, Maßnahmen zu ergreifen, wenn sie notwendig sind.“

Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der Meduni Wien (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der Meduni Wien

Maßnahmen - das könnten etwa Masken und Abstand sein. „Und das macht der eine oder andere ja vielleicht sogar von sich aus“, sagt Gartlehner und ist zuversichtlich: „Vielleicht haben wir durch Corona gelernt, dass es ganz schön sein kann, ohne Erkältungskrankheiten durch den Winter zu kommen.“

Porträt von Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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