Ordensbrüder verletzt

Hass auf katholische Kirche als Motiv für Überfall

Wien
14.06.2021 11:00

Nach etwa zweieinhalb Jahren akribischer Ermittlungsarbeit ist der Überfall auf sechs Wiener Ordensbrüder geklärt: Wie in einer Pressekonferenz am Montag bekannt gegeben wurde, konnte ein kroatischer Staatsbürger (49) festgenommen werden. Bei dem Mann handelt es sich um einen Obdachlosen. Also Motiv nannte er Hass auf die katholische Kirche.

Am 27. Dezember 2018 wurden sechs Ordensbrüder von einem Täter in der Kirche Maria Immaculata in Strebersdorf überfallen. Die Männer wurden gefesselt, geknebelt, mit einer Schusswaffe bedroht und stundenlang festgehalten. Außerdem schlug und trat der Täter auf die Ordensbrüder ein - unter anderem schlug er mit einer Eisenstange zu. Alle sechs Opfer wurden schwer verletzt. „Zwei der Opfer waren sehr schwer betroffen“, so Chefinspektor Helmut Pöttler am Montag in der Pressekonferenz.

Der Täter ergriff mit der Pistole, Bargeld, einem iPad, einer Fotokamera und Festplatten die Flucht. Außerdem ließ er eine Pistole, die in einem Safe des Gotteshauses versperrt war, mitgehen. Eine Sofortfahndung verlief im Sand.

(Bild: Peter Tomschi)
Vier der verletzten Ordensbrüder nach dem Überfall (Bild: Zwefo)
Vier der verletzten Ordensbrüder nach dem Überfall

Zwei Tage nach Tat noch in Wien
Wie sich nun herausstellte, hatte sich der Kroate direkt nach der Tat in einem Waldstück ganz in der Nähe des Tatorts verschanzt. Dort vergrub er auch die Waffe, die er aus dem Safe gestohlen hatte. Anschließend habe er laut Pöttler zwei Tage in Wiener Parks verbracht, bevor er sich nach Kroatien absetzte.

Die aus dem Tresor der Kirche entwendete Waffe wurde in der Nähe des Tatortes vergraben. (Bild: Screenshot APA)
Die aus dem Tresor der Kirche entwendete Waffe wurde in der Nähe des Tatortes vergraben.

Obwohl im Jänner 2019 das Phantombild eines Verdächtigen veröffentlicht und ein halbes Jahr später von der katholischen Kirche eine Belohnung für sachdienliche Hinweise in der Höhe von 30.000 Euro ausgelobt worden waren, tappten die Ermittler im Dunklen - selbst nach einem Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“. „Leider hat das alles nicht dazu geführt, dass wir Hinweise bekommen haben“, so Oberst Michael Mimra, Leiter des Ermittlungsdienstes des LKA Wien.

Ermittler ließen nicht locker
Die Ermittler gaben jedoch nicht auf, insgesamt 500 Spuren wurden am Tatort gesichert. „Der Täter war jedoch sehr gut auf die Tat vorbereitet. Er verwendete auch chemische Mittel, um Spuren zu verwischen“, so Pöttler. Den Ermittlern gelang es schließlich, eine DNA-Spur auf einer Trinkflasche zu sichern, mit der im März ein Treffer in Deutschland gelandet werden konnte. Dort hatte der Verdächtige, der seine Kindheit mit seinen Eltern in Deutschland verbracht hatte, Anfang der 2000er-Jahre eine Geiselnahme verübt und war deshalb auch verurteilt worden.

(Bild: Zwefo)

Kein fester Wohnsitz
Bei dem mehrfach vorbestraften Verdächtigen handelt es sich um einen gebürtigen Serben mit kroatischer Staatsbürgerschaft, der keinen festen Wohnsitz hat. Deshalb sei es auch sehr schwer gewesen, ihn ausfindig zu machen. Am 11. Mai konnte er schließlich in Zagreb festgenommen werden. Am 7. Juni wurde der Mann ausgeliefert und an der österreichischen Grenze festgenommen. Er befindet sich in U-Haft.

Als Motiv für die Tat gab der Kroate an, die katholische Kirche zu hassen. Er sei laut Pöttler selbst katholisch und „sehr gläubig“. Da er im Internet jedoch immer wieder Negatives über die Kirche erfahren habe, sei er wütend geworden. Persönlichen Bezug zu den Schulbrüdern habe er aber nicht. Der Verdächtige zeige sich laut Bussek nun „äußerst kooperativ“. Dem Kroaten werden schwerer Raub, Freiheitsentziehung und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Dem Verdächtigen drohen fünf bis 15 Jahre Freiheitsstrafe.

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