Nach dem Rücktritt von Thomas Schmid als Chef der ÖBAG werden bereits die Weichen für die Zukunft der Staatsholding gestellt. Wie Aufsichtsratschef Helmut Kern den Zeitplan erläuterte, soll noch diese Woche die Stellenausschreibung für den Posten des ÖBAG-Vorstands veröffentlicht werden, im Spätsommer folgen dann die Hearings der aussichtsreichen Kandidaten. Mitte September dürfte die Entscheidung über die Nachfolge des ausgeschiedenen Schmid erfolgen, der nach kompromittierenden Chats ging.
„Die Ausschreibung einer derart bedeutenden Funktion muss international erfolgen“, erklärte Kern in den „OÖN“ am Montag. Gleichzeitig sei es unabdingbar zu wissen, „wie die Republik tickt“. „Es geht um Wertsteigerung, Standortsicherung und Sicherung von Arbeitsplätzen.“
Erste Spekulationen um Nachfolge Schmids
In Österreich werden derzeit etwa der frühere Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, BIG-Chef Hans-Peter Weiss und Siemens-Chef Wolfgang Hesoun als Kandidaten für den Vorstandsposten der Holding, die elf staatliche Beteiligungen im Wert von knapp 27 Mrd. Euro steuert, kolportiert.
Aufsichtsratschef Kern ist froh, dass die Staatsholding mit dem Abgang von Schmid aus der politischen Debatte genommen sein sollte. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass die ÖBAG noch in weiteren Chat-Veröffentlichungen vorkommen werde. Allerdings sei Schmid das Handy kurz nach seinem Amtsantritt in der ÖBAG abgenommen worden. „Die meisten oder gar alle Chats betreffen die Zeit vor seiner Vorstandstätigkeit“, so Kern laut Zeitung.
Steuerbarkeit eine „urban legend“
Die kolportierte Steuerbarkeit des Aufsichtsrats bezeichnet der frühere Krankenhausmanager und Unternehmensberater als „urban legend“: „Das stimmt nicht. Aus den 300 Seiten Chatprotokollen, in denen jetzige Aufsichtsräte aufscheinen, kommt klar zum Ausdruck, dass er von der Wahl meiner Person überrascht war und mich gar nicht kannte. Und er hat zwar über einige der anderen Aufsichtsräte gesprochen, aber ganz klar keine Entscheidungen über Aufsichtsräte getroffen.“
Aufsichtsratsmandate in Staatsfirmen neu besetzt
Mit dem Rücktritt von Schmid müssen auch eine Reihe von Aufsichtsratsmandaten in Staatsfirmen neu besetzt werden. Die Nachbesetzungen würden Kern und die Interimsvorständin Christine Catasta regeln und die entsprechenden Gespräche mit den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen führen. Im Verbund sei Catasta bereits Vorsitzende des Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat. In der Telekom Austria sei man aufgrund des Syndikats mit America Movil nicht unter Zeitdruck.
In der OMV ist Aufsichtsratsvorsitzender Marc Garrett auf einem ÖBAG-Ticket aktiv. Kern sieht hier keinen Zeitdruck. Und bei der Bundesimmobiliengesellschaft stehe die Generalversammlung im Herbst bevor.
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