Das Mädchen war klein und zart. Zu klein und zu zart für ihr Volksschulalter. Es konnte kaum die Stufen zur Klasse steigen. Knappe 13 Kilogramm brachte die Siebenjährige auf die Waage - genau so viel wog sie, als sie im Alter von 15 Monaten zur Pflegemutter nach Niederösterreich gekommen war. Es war ein Prozess, der fassungslos macht.
„Eigentlich war das Kind sterbend, als es im Spital aufgenommen worden war“, sagte der medizinische Gerichtsgutachter. Alarm geschlagen hatte eine beherzte Lehrerin: Mitschüler hatten gemeldet, dass die Kleine ihnen die Jause stibitzt hätte. Und dass sie „immer schlimm riecht“. Die Pädagogin schlug so laut Krach, dass es endlich – nach Jahren! – zur Anzeige kam. Und zum Prozess in St. Pölten gegen die Pflegemutter.
Mit Handschellen an Bett gefesselt
Denn der Akt des Jugendamtes ist dick. Das Kind soll vollkommen verwahrlost gewesen sein, nicht geduscht, nicht gekämmt, die Wäsche schmutzig und löchrig, auch mit Handschellen ans Bett gefesselt, was Male an ihren Handgelenken bewiesen hätte. Gab es Nachfragen seitens eines Kindergartens, wurde der rasch gewechselt. Eingeschritten ist aber jahrelang niemand, Ermittlungen wurden unverständlicherweise eingestellt
Zwischen einmal wenig essen und fast verhungern liegen aber schon Welten!
Der Richter zur Mutter
Die angeklagte Pflegemutter, die will das nicht verstehen. Kinder mögen eben nicht alles essen. Der Richter stellt klar: „Zwischen einmal wenig essen und fast verhungern liegen aber schon Welten!“ Der zweite Gutachter, ein Kinderarzt, hat das Mädchen oft besucht. Und berichtet, dass es „alles isst. Und zwar gerne! Es hat unter extremer Mangelernährung gelitten.“
Mittlerweile lebt das Kind in einer betreuten Wohngruppe, ist fast zehn Zentimeter gewachsen und hat sein Gewicht gut verdoppelt – innerhalb weniger Monate!
Die Pflegemutter, die diesen Namen eigentlich nicht verdient, muss für acht Jahre wegen Quälens und Vernachlässigen in Haft, Urteil nicht rechtskräftig.
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