Ein stark steigender Bedarf durch die E-Mobilität und gleichzeitig höhere Recycling-Anforderungen könnten die Versorgung mit Nickel in den kommenden Jahren unter Druck setzen. Das wichtige Metall - bisher vor allem in der Stahlproduktion eingesetzt - dürfte künftig in noch größerem Umfang in die Fertigung von Batterien fließen. Experten sehen Nickel mittlerweile als „Schlüsselrohstoff“ für die Verkehrs- und Energiewende.
Die Deutsche Rohstoffagentur (Dera) schätzt in einer aktuellen Analyse, dass Nickel schon 2025 hinter der Nutzung als Bestandteil von Legierungen und Edelstählen am zweithäufigsten für Energiespeicher etwa in Elektroantrieben zur Anwendung kommt. Damit einhergehen könnten Risiken bei Verfügbar- und Nachhaltigkeit, heißt es zu der Studie, die am Dienstag vorgestellt wird.
„Wir gehen davon aus, dass sich der globale Nickelbedarf je nach Szenario von heute rund 2,4 auf bis zu 3,4 Millionen Tonnen 2025 erhöhen wird“, so Michael Szurlies von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover. Die Dera berät als Spezialabteilung der BGR die deutsche Regierung, Wirtschaft und NGOs bei Rohstoffthemen, zum Beispiel zur Versorgungssicherheit und zu den ökologischen Folgen.
Große Abhängigkeit
Wie bei anderen Ressourcen sind Deutschland und viele weitere Länder von denjenigen Staaten abhängig, in denen das Gros gefördert wird. Im Fall von Nickel ist das Indonesien. Das südostasiatische Land dürfte im Laufe der kommenden vier Jahre - bei unangefochtener Spitzenposition in der Förderung - nun auch zum größten Akteur in der Veredelung (Raffinade) aufsteigen, schätzt die Dera. Auf dem Weltmarkt für Nickel könnte so die Konzentration und damit die Macht der Hauptlieferanten weiter steigen. Inwieweit dies auf Preise von Endprodukten durchschlägt, ist noch schwer zu sagen.
Besonders die Autoindustrie, aber auch Maschinenbauer mit Solar- oder Windkraft-Schwerpunkt, Stahlhersteller oder die IT- und die Medizintechnik-Branche sind auf eine kontinuierliche Versorgung mit Basismaterialien angewiesen. Das gilt auch für Elemente wie Kobalt und Seltene Erden oder für Lithium, das bei reinen E-Antrieben meist zentraler Akku-Rohstoff ist. Die parallel erwartete Umorientierung in Richtung Nickel bei Batterietechnologien werten die Rohstoffstrategen dennoch als Zäsur: Binnen vier Jahren könnte der Anteil dieser Anwendungen von derzeit gut fünf auf bis zu 21 Prozent zulegen.
Eigene Förderung in Europa
Um weniger verwundbar bei stockenden oder überteuerten Zulieferungen zu werden, erwägt Europa mehr Förderung auf dem Kontinent - zumindest bei einigen hier vorkommenden Metallen. Dazu gehört auch Nickel. Es ist aber zweifelhaft, ob die Mengen reichen, falls sich E-Autos durchsetzen. „Es ist gut, wenn in Europa zusätzlich eigene Kapazitäten aufgebaut werden“, sagte Dera-Chef Peter Buchholz jüngst. „Nur müssen die Projekte kostenmäßig wettbewerbsfähig sein.“ Nickel werde beispielsweise schon in Kanada oder in Australien „nach den besten verfügbaren Umwelt- und Sozialstandards“ gewonnen.
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