Ein 45-Jähriger bezahlte jahrelang für ein Kuckuckskind. Nun gewann er einen Rechtsstreit. Ein emotionales Thema. Und es stellt sich heraus: Jedes zwölfte Kind ist nicht vom vermuteten Vater.
Susanne Haas hat viel Bewegendes zu berichten. Die Mikrobiologin leitet das Institut Confidence für DNA-Analysen zu Vaterschaftstests. „Vor rund 20 Jahren gab es einen speziellen Fall. Ein älterer reicher Bauer erfuhr von mir, dass alle seine drei Kinder nicht von ihm waren. Da läuft dir kalter Schauer über den Rücken.“
DNA-Tests sind eindeutig
Rund sieben bis acht Prozent, also fast jedes zwölfte Kind, sei vom Kuckuck. 1000 Tests pro Jahr analysieren Haas und ihr Team. „Für Private. Aber auch für Gerichte als Sachverständige.“ DNA-Tests sind eindeutig. „Ausnahmen sind eineiige Zwillinge. Da sagen wir scherzhaft, die Mutter kann sich den Vater aussuchen.“ Humor bei viel Trauer. „Einmal haben wir festgestellt, dass der Bruder leiblicher Vater ist. Fürchterlich. Ein anderer hatte Krebs und erfuhr, dass alle seine vier Kinder nicht von ihm waren. Das ist wie psychischer Mord.“
„Jede Schwangere trägt DNA des Kindes in sich“
Genetikerin Haas plädiert für Vaterschaftstests bei der Geburt. Das aber sei aus Datenschutzgründen nicht erlaubt. Ihr Labor biete als einziges in Österreich pränatale Vaterschaftstests an. „Jede Schwangere trägt DNA des Kindes in sich.“ So könne man schon vor der Geburt feststellen, ob der offizielle Erzeuger auch der tatsächliche ist. Das Gute in Österreich sei, dass der Vater bei gemeinsamer Obsorge jederzeit auf eigene Faust testen lassen kann.
Ich bin für Tests bei der Geburt. Das ist rechtlich nicht möglich. Man könnte auch sagen: Eine Frau, die ihren Mann liebt, schenkt ihm den Vaterschaftstest.
Mikrobiologin Susanne Haas
Hermann Schwarz ist Rechtsanwalt, spezialisiert auf solche Fälle. Zur aktuellen Causa jenes 45-Jährigen, der nun Rückerstattungen sowohl von der Mutter, vom Kindsvater als auch der Tochter erhält, sagt er: „Ein spezieller Fall. Das Kind erhielt auch noch nach Vorliegen eines negativen Abstammungsgutachtens Unterhalt. Durch das Gutachten ist jedoch die Gutgläubigkeit, die sonst zum Tragen kommt, weggefallen.“ Normalerweise werden Kinder nicht zur Kassa gebeten, eben weil sie im guten Glauben Unterhalt erhalten.
Obacht bei Ehebruch
Schwarz betont überdies einen wesentlichen Aspekt: „Wird das Kind im Ehebruch empfangen, ist die Mutter dem Scheinvater klar ersatzpflichtig.“ Kniffliger sei es bei außerehelicher Geburt. „Schadenersatzansprüche gegen die Kindesmutter kommen nur in Betracht, wenn sie das Vaterschaftsanerkenntnis durch bewusst wahrheitswidrige Angaben veranlasst hat. Es muss Täuschungsabsicht im Spiel gewesen sein.“ Das muss man einmal nachweisen können.
Immer wieder werden hierzulande bewusst oder unbewusst Kuckuckskinder untergejubelt.
So läuft der DNA-Test ab
Beim Vaterschaftstest werden ausgesuchte genetische Merkmale zwischen angeblichem Papa und Kind verglichen. Experten können dann feststellen, ob eine Vaterschaft ausgeschlossen oder sehr wahrscheinlich ist. Kann man die biologische Mutter in die Analyse einbeziehen, steigert dies die Genauigkeit des Tests.
Zellen werden aus Mundschleimhaut entnommen
So läuft die Untersuchung des Erbguts ab: Mit einem sterilen Wattestäbchen werden Zellen aus der Mundschleimhaut entnommen. Je mehr von diesen Zellen auf dem Stäbchen haften bleiben, desto mehr DNA steht im Endeffekt für die Analyse im Labor zur Verfügung. Von Interesse dabei sind aber nicht die Gene an sich, sondern nur kurze Abschnitte, die sogenannten Short Tandem Repeats (STR). Diese tragen keine Erbinformation, unterscheiden sich aber dennoch deutlich zwischen einzelnen Menschen.
Treten schließlich bei der Laboruntersuchung mindestens vier STR-Merkmale auf, die weder von der Mama noch vom möglichen Papa stammen, ist klar: Der Mann kann nicht mit dem Sprössling verwandt sein. Lassen sich jedoch alle STR-Merkmale des Kindes entsprechend zuordnen, ist dies noch immer kein hundertprozentiger Beweis für eine Vaterschaft, sondern es zeigt sich nach aufwendigen statistischen Berechnungen lediglich eine Wahrscheinlichkeit.
Mehr Infos unter: confidence.at; oder: vaterschaftstest-wien.at
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