Die Anregung zu dem Treffen war aus dem Kreml gekommen zu einem Zeitpunkt, zu dem nach eigener Aussage Putins die Beziehungen zwischen den beiden Staaten den Tiefpunkt erreicht haben. Was sind seine Beweggründe, was ist das Ziel?
Es wiederholt sich die Geschichte. Wenn den Kremlführern die Dinge über den Kopf zu wachsen drohen (Wirtschaftsstagnation, Rüstungskosten), wächst der Wunsch nach Treffen, um sich eine Atempause zu verschaffen. Für Putin kommen noch die Sanktionen und die Corona-Pandemie hinzu.
Ziel ist die Abgrenzung der Einflusssphären, also die Akzeptierung des erweiterten Besitzstandes des Kremls: Krim, Ostukraine, Belarus. Als Gegenleistung bietet Russland Wohlverhalten an, etwa durch die Beendigung des Computerhackings und Einmischung in die US-Politik.
US-Präsident Biden scheint Putins Achillesferse genau erkannt zu haben: „Russland hat zu viel vertilgt, um es verdauen zu können.“ Er spricht explizit Syrien und Libyen an, wo Russland allein keine tragfähige Nachkriegsordnung herstellen kann. Und er bietet dem Kreml Zusammenarbeit an für Stabilität und Wiederaufbau.
Putin wird es jedenfalls mit Biden nicht so leicht haben wie mit Trump. Darauf hat er sich angeblich auch eingestellt. Ein Neustart der Beziehungen würde ihn einen Preis kosten.
Allerdings: Eine Rückgabe der Krim oder der Ostukraine kommt realistischerweise wohl nicht infrage.
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