31 Jahre lang hatte Österreich bis zum heutigen Tag nicht mehr gegen die Niederlande gewonnen, 31 Jahre lang nur mehr Niederlagen eingefahren - und auch bei der EM-Endrunde 2020 haben David Alaba und Co. diese schwarze Serie von Rot-Weiß-Rot gegen die „Oranje“ NICHT beenden können! Nach einem frühen Elfmeter-Gegentor kam Österreich gegen die Hausherren in deren Johan-Cruyff-Arena zu Amsterdam nie wirklich ins Spiel und musste sich absolut verdient letztlich mit 0:2 geschlagen geben. Die Chance aufs Achtelfinale lebt indes trotzdem noch ...
Abgesehen von der „jüngsten“ Misserfolgsgeschichte gegen die Niederlande hatte Österreich auch das bisher letzte Duell der beiden Teams bei einer Endrunde verloren - und zwar bei der WM 1978. Am 14. Juni jenes Jahres erwischte Rot-Weiß-Rot einen rabenschwarzen Tag und ging gegen die von Ernst Happel trainierten „Oranje“ klar mit 1:5 unter. Als rabenschwarz sollte sich für die 2021-Mannschaft des ÖFB im 2. Spiel der EM-Gruppe C nicht nur die „Wäsche“, in der man auflief, erweisen, sondern auch generell der Auftakt in das Match.
Denn nach an und für sich recht ambitionierten neun Minuten, die auch dank eines frühen Pressings durchaus Hoffnung auf mehr gemacht hatten, ließ ein Elfmeter-Foul die rot-weiß-roten Gesichter lang werden. Stefan de Vrij scheiterte mit einem Flankenversuch zwar noch an einem Tackling Martin Hintereggers, doch Alaba legte sich beim Versuch der Befreiung den Ball im Strafraum zu weit vor - und kam dann gegen den anstürmenden Denzel Dumfries zu spät. Nach VAR-Hinweis und eigenem Video-Studium entschied Schiri Orel Grinfeld korrekterweise auf Elfmeter! Eine Chance, die sich Lyon-Star Memphis Depay nicht nehmen ließ (11.).
Ein Wirkungstreffer! Denn fürs Erste war Rot-Weiß-Rot ab diesem Moment komplett abgemeldet, „Offensive“ blieb lange Zeit ein Fremdwort für die Elf von Franco Foda. Freilich: Hochkaräter wusste auch die „Elftal“ nicht zu kreieren, dahingehend sollte es bis zur 24. Minute dauern: Depay setzte sich trotz Doppelbewachung nach einem Out-Einwurf durch und schoss aus 16 Metern knapp am Gehäuse vorbei. ÖFB-Goalie Daniel Bachmann wäre aber dran gewesen.
Richtig souverän agierte die vom als Innenverteidiger und Abwehrchef aufgebotenen Alaba organisierte Defensive Österreichs in keiner Phase - bereits zwischen dem 1:0 und der Depay-Großchance hatten Depay (13.) und Wout Weghorst (16., 22.) „angeklopft“. Und danach war „Oranje“ stets zumindest bis zum rot-weiß-roten Strafraum druckvoll unterwegs. Erst nach etwa einer halben Stunde konnte sich die ÖFB-Elf auch dann und wann einmal befreien - und durch Christoph Baumgartner (28./Schuss zur Harmlosigkeit abgefälscht) und Martin Hinteregger (35./Weitschuss knapp drüber) auch Halbchancen erarbeiten.
Danach waren bis zum Pausenpfiff wieder die kurz ein Alzerl weniger druckvoll agierenden Niederländer an der Reihe - und das 2:0 hätte eigentlich fallen müssen: Doch nach Vorarbeit von Patrick Van Aanholt und idealer Vorarbeit von Weghorst traf Depay aus fünf (!) Metern das eigentlich leere Österreich-Gehäuse nicht (41.). Verdient wäre eine zwei-Tore-Führung von „Oranje“ zu diesem Zeitpunkt allemal gewesen …
Nach Wiederanpfiff machte „Oranje“-Coach Frank de Boer dann das, was ihm in seinem Heimatland seit langer Zeit immer wieder zum Vorwurf gemacht wird - er ließ seine Mannschaft angesichts einer Führung etwas weniger druckvoll spielen. Österreichs Elf sah dadurch zwar einen Tick besser und ebenbürtiger aus, offensive Gefahr strahlte man aber dennoch erst recht nicht aus.
Generell nahm das Niveau nun spürbar ab - die Niederländer wollten bzw. brauchten nicht mehr zu tun und die Foda-Elf konnte nicht. Bei einer Doppelchance von de Vrij und Matthis De Ligt trug der Fußball-Gott dann ein tiefschwarzes ÖFB-Auswärtsdress (61.). Sechs Minuten später hatte er allerdings ein orangenes Trikot an: Denn nach einem Alaba-Ballverlust im Mittelfeld schickte Depay seinen Sturm-Kollegen Donyell Malen auf die Reise gen Österreichs Gehäuse.
Der Eindhoven-Star legte nach einem sehenswerten Sprint noch nach links auf Dumfries ab und der besorgte trotz energischer Gegenwehr von Bachmann das 2:0 für die Niederlande, die Entscheidung! Denn eine echte Schlussoffensive wollte den Österreichern nicht mehr gelingen - auch weil der eingewechselte Sasa Kalajdzic mit einem Kopfball nach Lazaro-Ecke inklusive leichter Konfusion der „Oranje“-Abwehr in Minute 71 das Gehäuse von Martin Stekelenburg nicht traf. Und weil ein Alaba-Distanzschuss aus 20 Metern knapp am Tor vorbeiging. So blieb es beim 2:0 aus Sicht der Niederländer, die sich damit als 3. Team nach Italien (Gruppe A) und Belgien (Gruppe B) für das Achtelfinale qualifizierten …
Das Ergebnis:
Niederlande - Österreich 2:0 (1:0)
Amsterdam, Johan Cruyff Arena, 16.000 Zuschauer, SR Grinfeld (ISR)
Tore: 1:0 (11./Elfer) Depay, 2:0 (67.) Dumfries
Gelbe Karten: De Roon bzw. Alaba, Bachmann
Niederlande: Stekelenburg - Dumfries, De Vrij, De Ligt, Blind (64. Ake), Van Aanholt (64. Wijndal) - De Roon (74. Gravenberch), Wijnaldum, F. de Jong - Weghorst (64. Malen), Depay (82. L. de Jong)
Österreich: Bachmann - Lainer, Dragovic (84. Lienhart), Alaba, Hinteregger, Ulmer - Baumgartner (70. Lazaro), Laimer (62. Grillitsch), X. Schlager (84. Onisiwo), Sabitzer - Gregoritsch (61. Kalajdzic)
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