Ein Spaziergang durch Bad Gastein vorbei am berühmten Wasserfall war am Mittwoch alles andere als friedlich und erholsam. Der ehemals mondäne Kurort ist in Rage, regt sich über das Platzen der Pläne für die Stollenbahn auf das Schareck unendlich auf.
Die Gründe liegen auf der Hand. Hans Peter Haselsteiner – Industrieller und schlicht ein sehr finanzkräftiger Mann – will eine unterirdische Bahn von Sportgastein zum Mölltaler Gletscher, der unter seiner Herrschaft steht. Der Deal: Dafür übernimmt er das marode Ortszentrum mit all seinen inzwischen baufälligen Gebäuden von Franz Duval und erweckt es wieder zum Leben.
"Nein" war Ohrfeige ins Gesicht der Gasteiner
Ein mit viel Hoffnung verbundener Plan, doch der Nationalpark machte dem Geschäft einen Strich durch die Rechnung. Die Stollenbahn hätte ihn zwar weder beim Ein- noch beim Ausstieg berührt, doch sie wäre praktisch bis zu 160 Meter unter dem geschützten Gebiet verlaufen.
Das machte Naturfreunde, Naturschutzbund, Alpenverein und viele alpine Organisationen zu erbitterten Gegnern – und seit kurzem auch die Landeshauptfrau. Ihr "Nein" war die sprichwörtliche Ohrfeige ins Gesicht der Gasteiner, nur die Gegner jubeln.
Nationalpark reicht bis zum Erdmittelpunkt?
"Ich kann nicht verstehen, wie man gegen dieses Projekt sein kann. Die Landschaft wäre überhaupt nicht beeinträchtigt worden. Ein- und Ausstieg sind nicht im Nationalparkgebiet – keine Liftstütze, einfach nichts hätte die Natur beeinflusst", wettert der Bürgermeister. Doch einige rechtliche Meinungen sagen, dass der Nationalpark bis zum Erdmittelpunkt reicht. Glaubt man dieser Auslegung hätte die Stollenbahn das geschützte Gebiet sozusagen "durchbohrt".
Naturschützer befürchten Dominoeffekt
Die größte Sorge der Natur- und Umweltschützer: Ein Dominoeffekt, der solche Projekte in sensiblen Gebieten erleichtert. Und Kritiker der unterirdischen Bahn erinnern immer wieder an die Brandkatastrophe am 11. November 2000 in Kaprun. 155 Menschen verbrannten damals im Tunnel, ein sehr schmerzliches Kapitel Salzburger Geschichte.
von Melanie Hutter, Kronen Zeitung
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