Seit kurzem ist mit der chinesischen Marke Vivo ein neuer Smartphone-Anbieter in Österreich erhältlich, der mit seinem Flaggschiff X60 Pro um Kundschaft buhlt. Mit starker Hardware und einer besonderen Finesse bei der Kamera sucht das 800-Euro-Gerät mit Android 11 in der Oberklasse Abnehmer. Aber wird diesen auch genug geboten? Wir haben den Test.
Das Vivo X60 Pro um 800 Euro mit motorisiert stabilisierter Gimbal-Kamera ist eines von zunächst drei Smartphones, die Vivo in Österreich im Sortiment hat. Daneben gibt es noch das 400-Euro-Gerät V21 mit Fokus auf die Selfie-Kamera und das Einsteigermodell Y72 um 300 Euro.
Tolles Display, mehr als genug Rechenpower
Naturgemäß hat das X60 Pro die beste Ausstattung der drei Vivo-Smartphones in Österreich. Das Android-11-Smartphone bietet ein 6,56 Zoll großes, helles und kontrast- sowie farbstarkes AMOLED-Display mit 2376 mal 1080 Pixeln Auflösung, HDR10+ und integriertem Fingerscanner.
Dazu gibt es den modernen Qualcomm-Achtkernprozessor Snapdragon 870 samt 5G-Mobilfunk, zwölf Gigabyte RAM und 256 Gigabyte Flash-Speicher. Sinnvoller Kompromiss: Das Display schaltet intelligent zwischen stromsparender 60-Hertz-Bildwiederholrate und extraflüssiger 120-Hertz-Darstellung um, belastet also trotz hoher Bildrate den Akku nicht zu stark.
Keine Klinke, kein microSD-Slot
Einen microSD-Slot zur Speichererweiterung gibt es leider nicht, auch eine klassische Audioklinke fehlt, wie das leider mittlerweile in der Oberklasse üblich ist. Das Vivo X60 Pro bietet Bluetooth 5.1, NFC und - laut offiziellem Datenblatt - auch modernes WLAN nach dem 802.11ax-Standard (Wi-Fi 6). Achtung: Im Handel kursieren laut Hersteller falsche Angaben, laut denen das Gerät „nur“ mit .ac-WLAN ausgestattet sei.
Eine weitere Eigenschaft, die das Vivo-Gerät von manch noch teurerem Oberklasse-Rivalen unterscheidet: Das Gehäuse ist nicht wasserdicht und es werden keine kabellosen Ladepads unterstützt, der 4200-mAh-Akku muss also via USB-C geladen werden. Das passende 33-Watt-Schnellladenetzteil dafür liegt bei. Der Saft im Akku reicht bei sparsamer Nutzung durchaus zwei Tage, Gamer können ihn aber auch binnen eines Tages leeren.
Kamera mit OIS und Gimbal-Aufhängung
Als Alleinstellungsmerkmal hat das Vivo X60 Pro eine 48-Megapixel-Hauptkamera mit optischer und motorisierter Gimbal-Bildstabilisierung, die von einer Weitwinkel- und einer Zoomkamera mit je 13 Megapixeln Auflösung sowie einer 32-Megapixel-Frontkamera ergänzt wird. Die Hauptkamera ist sehr lichtstark (F/1.48), die Zusatzkameras können in diesem Punkt nicht ganz mithalten.
Erstaunlich gute Videostabilisierung
Für Staunen sorgte im Test dann auch vor allem die Gimbal-stabilisierte Hauptkamera: Sie minimiert beim Filmen Verwackler mit einer Zuverlässigkeit, die wir noch in keinem Handy zuvor gesehen haben. Selbst mit optischer Bildstabilisierung ausgestattete Geräte sehen neben der Gimbal-Kamera von Vivo alt aus.
Nachteil der motorisierten Kameraaufhängung, die zittrige Hände ausgleicht: Das Sucherbild bewegt sich etwas träger, wenn man das Smartphone auf ein neues Motiv ausrichtet. Die beweglichen Teile dürften auch etwas defektanfälliger sein als konventionelle Kamerasysteme.
Auch beim Fotografieren stark
Abseits der tollen Videostabilisierung - das X60 Pro filmt bei 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde - bietet das Kamerasystem mit Zeiss-Branding auch eine gute Fotoqualität. Auch bei schlechteren Lichtverhältnissen wird schnell scharfgestellt und prompt ausgelöst, es entstehen detailreiche und scharfe Schnappschüsse auf Kompaktkamera-Niveau. Bei besonders schlechtem Licht hilft ein tauglicher Nachtmodus, der bei seiner langen Belichtungszeit von der sehr guten Kamerastabilisierung profitiert.
Praktische Zusatz-Kameras
Die zusätzliche Weitwinkelkamera sowie die Zweifach-Zoomlinse bieten vor allem im schlechteren Licht nicht ganz so eine gute Darstellungsqualität wie die Hauptkamera, sind aber in einigen Foto-Szenarien eine sinnvolle und gut nutzbare Dreingabe. Die sehr hochauflösende Selfie-Kamera ist ebenfalls gelungen. Dass das ganze Kamerasystem nicht so weit aus dem Gehäuse hervorsteht wie bei vielen anderen aktuellen High-End-Smartphones ist löblich, eine Hülle sollte man freilich trotzdem in Betracht ziehen.
Gut verarbeitet, Handling ausbaufähig
Die Verarbeitungsqualität gefällt: Das Vivo X60 Pro ist ein sehr schlankes Smartphone, mit seiner Mattglas-Rückseite und dem Metallrahmen fühlt es sich hochwertig an. Das Handling litt im Test, auch durch die rutschigen Gehäusematerialien, allerdings ein wenig unter dem stark über die Gerätekante gezogenen Display: Geräte mit einem planen Bildschirm liegen unserer Erfahrung nach sicherer in der Hand. Eine Hülle sollte hier aber Abhilfe schaffen.
Bei der Software handelt es sich um Android 11 inklusive gängiger Google-Dienste, beim Interface weicht Vivo nicht groß von den Google-Konventionen ab. Es ist etwas Bloatware - ein Hotelbuchungsportal, Streaming-Dienste und soziale Netzwerke - vorinstalliert. Nicht alle Dreingaben konnten im Test problemlos deinstalliert, manches kann stattdessen lediglich „deaktiviert“ werden. Über die Update-Versorgung bei Vivo vermögen wir nach unserer zweiwöchigen Testdauer noch nicht zu urteilen.
Fazit: Das Vivo X60 Pro hat mit seiner Gimbal-Kamera etwas, das kein Rivale hat und überzeugt damit besonders beim Filmen und Fotografieren. Die Rechenkraft ist mehr als ausreichend, die Ausstattung zeitgemäß, die Verarbeitung gut. Mit einem Preis von 800 Euro ist das X60 Pro aber nicht gerade günstig, zumal einige Tugenden anderer Oberklassegeräte fehlen und Mankos wie das rutschige Handling und die Bloatware den ansonsten sehr guten Gesamteindruck trüben.
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