Eigener „Ehrentag“

Raupen sind wichtig für unsere Ökosysteme

Tierecke
18.06.2021 06:29

Der 18. Juni steht auch in diesem Jahr wieder ganz im Zeichen der Raupe. Die Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) und die Umweltschutzorganisation “Global 2000“ wollen auch heuer wieder auf die wichtige ökologische Bedeutung der Schmetterlingsraupen aufmerksam machen. 

Der österreichische Raupentag ist ganz den „Kindern der Schmetterlinge“ gewidmet. Nachdem im letzten Jahr auf der Schmetterlingswiese im Wiener Donaupark der allererste österreichische Raupentag gefeiert wurde, kann dieser aufgrund der aktuellen Covid-Situation heuer leider so nicht stattfinden. Dennoch sei es wichtig, auch dieses Jahr in Erinnerung zu rufen, welche wichtige Rolle Schmetterlinge und ihre Raupen für ein funktionierendes Ökosystem spielen, lassen die beiden Organisationen in einer Aussendung wissen.

Die Raupe als wichtiger Teil des Ökosystems
Auf der Schmetterlingswiese im Wiener Donaupark flattern bunte Falter durch die Luft. In der Wiese, und auf den Blättern der Sträucher und Bäume fressen sich die Raupen satt. Distelfalter, Tagpfauenauge, Zitronenfalter und viele andere bunte Schmetterlinge erfreuen sich größter Beliebtheit - doch wenn es um den Nachwuchs der Falter geht, dann sieht das oft ganz anders aus: Denn obwohl Raupen eine wichtige Rolle fürs Ökosystem spielen, werden sie häufig nur als Schädlinge betrachtet und in der Landwirtschaft sowie im Hausgarten mit Gift bekämpft.

Ein Julia-Falter (links) und ein Himmelsfalter (rechts) (Bild: APA/dpa/Roland Weihrauch)
Ein Julia-Falter (links) und ein Himmelsfalter (rechts)

Wer den Schmetterling liebt, der schützt die Raupen
Schmetterlinge durchlaufen für ihre Entwicklung eine vollständige Metamorphose, vom Ei zur Raupe, zur Puppe und schlussendlich zum Falter. Dem Raupenstadium kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da es das Fressstadium der Schmetterlinge ist und bis zu mehreren Jahren dauern kann. Es gibt sogar erwachsene Falter, die gar keine Mundwerkzeuge haben, weil sie nur so kurz leben, dass sie gar keine Nahrung aufnehmen müssen. Dazu zählen etwa das Kleine und das Wiener Nachtpfauenauge. Die wesentliche Aufgabe des Falters in diesem Entwicklungszyklus ist die Vermehrung.

So wichtig viele Falter als Bestäuber sind, so wichtig sind Raupen auch als Nahrungsgrundlage für andere Tiere, sowie als Zersetzer und somit als Antreiber ökologischer Kreisläufe. Grüne Pflanzenteile, Früchte, Holz, Pilze, ja sogar Tierhäute werden von Schmetterlingsraupen gefressen, verdaut und dann als natürlicher Dünger wieder ausgeschieden.

Gefährdete Schönheiten
In Österreich sind mehr als die Hälfte aller Tagfalter und etwa 40 Prozent aller Nachtfalter gefährdet. Dies ist in erster Linie auf den Verlust von Lebensräumen und insbesondere auf das Verschwinden von Futterpflanzen für die Raupen zurückzuführen.

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Ohne Raupen keine Schmetterlinge und ohne Futterpflanzen keine Raupen.

Dominik Linhard, Biologe bei "Global 2000"

„Wir müssen dafür sorgen, dass in unserer Kulturlandschaft und in unseren Gärten wieder mehr Vielfalt an Strukturen und heimischen Pflanzen Einzug hält, sonst werden immer mehr der bunten Nützlinge verschwinden.“, erklärt Dominik Linhard, Biologe bei “Global 2000“. Die Gefährdungsursachen sind vielfältig und reichen von der intensiven Nutzung der Wiesen und Wälder, über hohen Düngemittel- und Pestizid-Einsatz, bis zur nächtlichen Lichtverschmutzung. “Global 2000“ fordert deshalb einerseits von der Bundesregierung einen konkreten und umfassenden Aktionsplan für den Artenschutz in Österreich und ruft andererseits mit ihrer aktuellen Initiative „Nationalpark Garten“ zu mehr Artenvielfalt in Hausgärten auf.

Besonders im Agrarland ist die Artenvielfalt in Österreich bedroht. (Bild: GLOBAL 2000)
Besonders im Agrarland ist die Artenvielfalt in Österreich bedroht.

Die Wiener Umweltanwaltschaft hat mit der Schmetterlingswiese ein wunderbares Beispiel geschaffen, wie eine Fläche gestaltet und gepflegt werden kann, sodass eine Vielfalt an Lebensräumen entsteht, von der unterschiedlichste Schmetterlinge profitieren. Andrea Schnattinger, Biologin und Wiener Umweltanwältin: „Die Schmetterlingswiese in Wien, ist ein gutes Beispiel, wie Grünflächen ökologisch entwickelt werden können, um der Vielfalt an heimischen Raupen und Schmetterlingen auch in Städten ein Zuhause zu geben. Wenn hingegen die Rahmenbedingungen für nur einen Entwicklungsschritt der Schmetterlinge nicht passen, dann können sich Schmetterlinge nicht mehr vermehren und verschwinden aus einer Fläche, einem Gebiet oder einer ganzen Region.“

Raupen sind wichtige Nahrung für Vögel und andere Tiere
„Raupen und auch alle anderen Entwicklungsstadien des Schmetterlings stehen auf dem Speiseplan vieler tierischer Räuber und sind somit ein wesentliches Glied in den Nahrungsketten unserer Ökosysteme. Ein Schmetterlingsweibchen legt hunderte bis tausende Eier. Von den daraus schlüpfenden Raupen entwickelt sich nur ein kleiner Bruchteil zu Faltern. Die allermeisten werden gefressen. “, erläutert Dominik Linhard von “Global 2000“ weiter, "Besonders die Aufzucht vieler Jungvögel ist ohne Raupen unmöglich. Der Rückgang der Vögel steht also auch im Zusammenhang mit dem Rückgang der Raupen und Schmetterlinge. Aber auch viele Reptilien, Igel, Kleinsäuger und Amphibien ernähren sich zum Teil von Raupen."

Fünf Tipps zum Schutz von Schmetterlingsraupen

  1. Pflanzen Sie im Garten wertvolle heimische Sträucher wie Schlehe, Salweide, Haselnuss oder Weißdorn, denn viele Schmetterlinge fliegen auf sie!
  2. Tolerieren Sie natürlich wachsende Beikräuter wie zum Beispiel Brennnesseln, Disteln oder Klee-Arten, und geben sie ein Fleckerl im Garten der Natur zurück, indem Sie nur ein- bis zweimal jährlich mähen und auch einige Halme über den Winter stehen lassen. Schmetterlinge brauchen ungestörte Plätze um ihre gesamte Entwicklung durchmachen zu können
  3. Verzichten Sie auf Kunstdünger, denn sie reduzieren die Vielfalt an Raupenfutterpflanzen und Nektarquellen für Schmetterlinge. Und sie verändern die Chemie der Pflanzen, was sie für Schmetterlinge weniger wertvoll macht. Es kann sogar passieren, dass die Tiere ihre Nahrungspflanzen nicht mehr erkennen, weil der Dünger deren Duft verändert
  4. Verzichten Sie auf Pestizide, denn chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind sowohl eine akute als auch eine langfristige Gefahr für Schmetterlinge und andere Lebewesen. Behandeln Sie keinesfalls blühende Pflanzen!
  5. Reduzieren Sie die Außenbeleuchtung zum Schutz von nachtaktiven Tieren. Die Wiener Umweltanwaltschaft und „Global 2000“ haben gemeinsam ein Raupenplakat entwickelt, dass die Vielfalt und Schönheit der heimischen Schmetterlingsraupen zeigt.
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