Stefanie Werger wird heuer 70 und beendet ihre 40-jährige Karriere. Das letzte Album und die finale Tour heißen „Langsam wea i miad“. Ein sehr persönliches Interview mit der Steirerin über den Abschied
Geht man an das letzte Album anders ran?
Eigentlich nicht, der Ablauf war wie immer. Das Komponieren geht leicht von der Hand, nur mit der Technik habe ich meine Probleme, um bei mir in der Wohnung die Demos einzuspielen (lacht).
Haben Sie das Album auf eigener Tasche finanziert?
Ja, und darauf bin ich sehr stolz. Ich wollte es so machen, weil ich in aller Ruhe meine Demos einspielen konnte, ohne dass die Plattenfirma dreingeredet hat. Die reden nur groß, wissen alles immer besser und nicht ein jeder von denen kennt sich in der Musik aus.
Gibt es darauf auch typische Werger-Hits?
Am neuen Album sind sechs neue Nummern. Die humorvolle Single „Kamasutra“ wird kein Hit, aber es ist ein persönlicher Teil von mir. Mein Lieblingstitel ist „Schick eahm in die Wüste“. Er spricht besonders Frauen an, die sich alles gefallen lassen müssen und im Innersten sehr unglücklich sind.
Waren Frauen nicht immer schon ihr Hauptpublikum?
Ja, ganz bestimmt. Aber auch Männer haben sich von meinem Texten angesprochen gefühlt. Für die Frauen war es immer bedeutend, dass ich nie das zierliche Puppi war. Ich war so eine, die wie viele andere auch keine Idealfigur haben. Immer bin ich nach meinem Gewicht gefragt und von der Presse auf die „Schwergewichtige“ reduziert worden. Das hat sehr genervt.
Wie viel Emanze steckt in der starken Stefanie Werger?
Ich habe mich niemals als Emanze gesehen. Ich halte auch nichts von der Genderregelung, halte mich auch nur bruchteilhaft daran. Ich habe mich in meinem letzten Buch dagegengestemmt, weil es die Sprache verschandelt. Hoffentlich schaffen Sie es wieder ab. Frauen sollten sich zusammentun und gegen die Ungerechtigkeit im Beruf auflehnen. Dafür würde ich sogar, wenn ich körperlich könnte, auf die Straße gehen.
Sie haben im Mai Silberhochzeit gefeiert. Haben Sie ein Rezept für eine gute Ehe?
Ich habe mit meinem Karl-Heinz immer wieder einen Zwist, aber am nächsten Tag ist alles wieder gut. Denn wir können kultiviert streiten und respektieren einander. Wir sind immer sehr höflich zueinander. Wenn der Respekt weg ist, dann ist alles weg. Das ist das große Geheimnis einer Beziehung
Sie haben keine Kinder. Hadern Sie damit?
Ich hatte mit Dreißig eine Phase, in der ich mir sehnlichst ein Kind wünschte. Aber es fehlte der richtige Partner. Ich wollte immer ein Kind, das aus Liebe entsteht. Dann ging es mit der Karriere los und ich habe mich gefragt, ob ich noch die Geduld für ein Kind hätte. Es war eine schwerwiegende Entscheidung - Kind oder Karriere. Ich habe mich schlussendlich für die Karriere entschieden.
Dafür sind Sie eine begeisterte Katzenmutter.
Das stimmt. Ich könnte mir unseren Angelo, ein Britisch Kurzhaar, nicht wegdenken, auch wenn er alle Ledermöbel zerkratzt. Ich traue mich gar nicht neue Möbel zu kaufen. Wir lieben ihn und sehen über die vielen Kratzwunden hinweg.
Gibt es noch Sehnsüchte?
Ich schau dankbar und demütig auf 40 Jahre Erfolg zurück. Das Leben hat mich reichlich beschenkt, auch mit meinem Karl-Heinz. Ich wollte früher immer Fernreisen, doch dafür hatte ich keine Zeit. Heute hätte ich die Zeit, aber der Körper lässt es nicht mehr zu.
Sie haben 150 Lieder geschrieben, gibt es darunter persönliche Lieblingshits?
„I wü di gspian“ ist bis heute ein Riesen-Hit, den die Leute in meinen Konzerten lieben. Das war das erste Lied, das ich vor 40 Jahren auf einen Kassettenrekorder gesungen habe. Bei „Steppenwolf“ kriege ich heute noch Gänsehaut. Bei „Vaterland“ sind die Leute aufgestanden und haben fürchterlich applaudiert. Das hat mich mit Stolz erfüllt, weil es mich darin bestätigt, dass mein Herz und meine Seele das Publikum berührt hat.
Wie schwer fällt der Abschied?
Es schwingt Wehmut mit. Ich gehe aber nicht in Pension und auch g’storbn bin ich noch nicht. Ich werde vielleicht Lieder für andere schreiben. Aber Platte oder Tournee wird es nicht mehr geben. Wenn man körperliche Gebrechen hat, muss man aufhören. Ich möchte nicht, dass die Liebe zu mir in Mitleid umschlägt. Nun kommt noch die Abschiedstournee und das allerletzte Konzert in meinem geliebten Grazer Orpheum. Beim Schlusslied werden bestimmt ein paar Taschentücher feucht und bei mir wird auch das Wasser stehen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.