Die Inflation steigt wieder, doch schon seit 2010 verlor jeder Haushalt dadurch statistisch 10.000 Euro an realer Kaufkraft.
Mit zwei Prozent Teuerung rechnet die Nationalbank heuer, das wären rund 0,5 Prozentpunkte mehr als die letzten beiden Jahre. Was auf den ersten Blick nicht besorgniserregend scheint, ist für die heimischen Sparer eine Hiobsbotschaft. Denn die schleichende Entwertung ihres Geldvermögens beschleunigt sich dadurch spürbar.
Grund: Guthabenzinsen niedriger als Inflation
„Im Vorjahr verlor der durchschnittliche Haushalt mehr als 1000 Euro, heuer kann man von einer ähnlichen Größenordnung ausgehen“, rechnet Heike Lehner, Finanzexpertin von Agenda Austria. Grund: Die erhaltenen Guthabenszinsen sind seit Langem niedriger als die Inflation. Seit 2010 kommen so in Summe rund 10.000 Euro Wertverlust pro Familie zusammen, umgelegt auf die vier Millionen Haushalte wurden wir somit um schwindelerregende 40 Milliarden Euro ärmer!
Das fällt zwar nicht gleich auf, weil frühere 100 Euro am Sparbuch auch jetzt 100 Euro sind, aber nur nominell, denn die reale Kaufkraft dieses Betrages ist durch die jährliche Teuerung (siehe Grafik unten) inzwischen spürbar geschrumpft.
In Summe 300 Mrd. zur Verfügung
Konkret hat Lehner die statistisch übliche Verteilung der Finanzvermögen pro Haushalt angenommen. Demnach hat man 2020 beim üblichen Bestand an Bargeld 96 Euro real verloren, bei Spareinlagen 288 Euro und auf dem Konto 635 Euro (siehe Grafik unten). In Summe haben die Österreicher rund 300 Milliarden Euro faktisch unverzinst verfügbar, alleine im Vorjahr sind laut Nationalbank 20,4 Milliarden Euro hinzugekommen.
Teuerung höher als im EU-Schnitt
Die Aussichten bleiben zudem düster, so Lehner, denn die Teuerung ist in Österreich auch noch höher als im EU-Schnitt. „Es liegt teilweise ein bisschen an der Messung der Preise, aber Hauptgrund ist der hohe Anteil an Dienstleistungen, die bei uns stärker hineinfließen.“ Das betrifft vor allem Tourismus und Gastronomie, wo z. B. Lohnerhöhungen kaum durch Effizienzsteigerungen ausgeglichen werden können.
Starker Anstieg bei Energie- und Rohstoffpreisen
Aktuell wirkt zudem noch der starke Anstieg der zuvor krisenbedingt besonders niedrigen Energie- und Rohstoffpreise. Problematisch sei, dass, anders als bei der Inflation beim täglichen Einkauf, vielen Sparern auch nach einem Jahrzehnt niedrigster Zinsen ihr Wohlstandsverlust aufgrund der Geldentwertung nicht bewusst ist. Lehner: „Das muss man der Bevölkerung besser erklären, da fehlt es an Kommunikation etwa der Notenbanken.“
Einen Ausweg biete auf absehbare Zeit nur eine vermehrte Veranlagung der Spargroschen auf dem Kapitalmarkt. „In Österreich gibt es aber keine Aktienkultur. Wer Aktien hat, ist aber nicht gleich ein Spekulant. In anderen Ländern, wie den USA, Niederlanden, Schweden usw., wird etwa für die Pensionsvorsorge viel mehr in Fonds angelegt, bei uns verlässt man sich dazu auf den Staat.“
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