In Deutschland wird weiter kontrovers über die Nutzung von Microsoft-Angeboten in Schulen diskutiert. Informatiker und Datenschützer haben sich gegen die Verwendung der ihrer Ansicht nach unkontrolliert Schülerdaten verarbeitenden Office-365-Produkte ausgesprochen, Widerstand gegen einen Wechsel auf ein anderes Büropaket kommt nun allerdings ausgerechnet von den Schülern.
So hat ein Berufsschüler in Baden-Württemberg laut einem Golem.de-Bericht eine Petition auf Change.org ins Leben gerufen, in der er - laut Begleittext auch im Sinne der Eltern und Lehrer - fordert, dass Microsoft Office auch weiterhin in den Schulen zum Einsatz kommen muss.
Die Petition hat bereits mehr als 7000 Unterzeichner. In Hessen, wo der Einsatz von Microsoft-Software ebenfalls kontrovers diskutiert und die Nutzung von Microsoft Teams in Schulen untersagt wurde, sammelte eine ähnliche Petition 16.000 Unterschriften.
In Betrieben ist Microsoft Office üblich
Die Befürchtung der Schüler: Wenn in der Schule nicht mehr mit Microsoft-Tools gearbeitet würde, hätten sie im Berufsleben Nachteile. Immerhin wird in den meisten Firmen mit Microsoft-Software gearbeitet und wer sich mit Word, Excel und anderen Tools auskennt, ist bei der Jobsuche entsprechend im Vorteil. Ziel der Petition sei, genug Unterschriften zu sammeln, damit sich der Landtag mit dem Thema beschäftigen müsse.
Informatiklehrer warnen vor „Lock-In-Effekt“
In einigen deutschen Bundesländern wie Baden-Württemberg wird seit Monaten kontrovers über die Nutzung von Microsoft-Tools an Schulen debattiert. Informatiklehrer warnten im Zusammenhang mit dem Cloud-Paket Office 365 vor einem „Lock-In-Effekt“, also davor, dass Kinder früh an die Dienste des Microsoft-Konzerns gewöhnt werden und später aus Gewohnheit dabeibleiben. Außerdem sei es inakzeptabel, dass Microsofts Cloud-Paket Telemetriedaten unbekannter Art über deutsche Schüler sammle und diese dann in die USA schicke. Selbst wenn sich Microsoft verpflichte, die Daten auf Servern in Europa zu verarbeiten, hätten US-Behörden aufgrund geltender Überwachungsgesetze Zugriff darauf.
Datenschützer betonen, dass die Nutzung von Microsoft-Diensten an Schulen nicht verboten werden solle, vielmehr sei eine Empfehlung ans zuständige Kultusministerium ausgesprochen worden. Darin erkläre man, dass das Risiko von Microsoft-Diensten im Schulumfeld „inakzeptabel hoch“ sei, weil man eben nicht nachvollziehen könne, welche personenbezogenen Daten zu welchen Zwecken verarbeitet werden. Generell hielten sich Microsoft-Befürworter und -Gegner in dieser Debatte etwa die Waage, sagt Baden-Württembergs Landesdatenschutzbeauftragter Stefan Brink.
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