Um die Ausbreitung der Delta-Variante zu verhindern, können sich Experten eine PCR-Testpflicht für Reise-Rückkehrer vorstellen.
„Das Virus kommt mit dem Auto“, hieß es im Sommer 2020. Ein Jahr später sollen europäisch einheitliche Einreiseregeln genau das verhindern. Allein: Was helfen Regeln, wenn es an der Kontrolle hapert? Während Flugreisende auf ihrem Weg mehrfach durchleuchtet werden, hieß es an Österreichs Grenzen am vergangenen Wochenende vielerorts: „Freie Fahrt“.
Verpflichtende PCR-Tests für Reiserückkehrer?
Aufgrund der Impfung ist die Lage heute eine andere als vor einem Jahr - dennoch warnen Mediziner davor, die Fehler des vergangenen Sommers zu wiederholen. Katharina Reich, Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit, hält den Ausbau von PCR-Tests für eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme. Sie kann sich im ORF-Radio-Interview vorstellen, die Einreiseregeln nach der Rückkehr aus Risikogebieten zu ändern und einen PCR-Test vorzuschreiben. Der Zugang solle, wie etwa in Wien mittels Gurgeltests für zu Hause, möglichst niederschwellig sein. Mittels PCR-Methode kann die sich rasch ausbreitende, ansteckendere Delta-Variante (ursprünglich: Indische Variante) erkannt werden.
Die Variante bereitet auch andernorts Sorgen. So wurden in Italien am Montag die Corona-Maßnahmen auf ein Minimum reduziert (außer im Aosta-Tal), für Reisende aus Großbritannien gilt aber eine neue, fünftägige Quarantäne. Lissabon überlegt aufgrund der raschen Ausbreitung, den strengen Lockdown des vergangenen Wochenendes diese Woche zu wiederholen.
Skurril, Teil 1: Drei Impfausweise, viermal kontrolliert
Mit beiden Dosen geimpft, ausgestattet mit grünem Impfpass (Handy), dem elektronischen Impfpass (Handy) und dem gelben Impfpass (Papier), sollte eine Reise ins benachbarte Ausland - konkret in die Schweiz - kein Problem sein. War es bei der Hinreise auch nicht. Doch die Rückreise per Flugzeug (AUA) aus Zürich gestaltete sich - skurril. Schon beim elektronischen Check-in gibt es die Möglichkeit, das Impfdokument hochzuladen. Damit sollte dann der verpflichtende Check-in am Schalter - der Boardingpass wird nicht mehr aufs Handy geladen, man bekommt ihn wieder als Billett - schneller gehen. Denkste.
Denn man muss erneut die Impfbestätigung vorlegen! Der elektronische Impfpass wird übrigens hüben wie drüben kaum akzeptiert - weil er den Namen der Person nicht aufzeigt. Dass man ihn nur mittels Bürgerkarte und/oder Handysignatur erhält - also die Personalien doppelt überprüft sind -, weiß offenbar niemand! Weiter Richtung Security-Check. Davor wird - nachgeschaut. Dann endlich am Gate, bereit zum Einsteigen. Wieder nix. Denn es wird vom Bodenpersonal Pass UND Impfnachweis erneut kontrolliert - erst dann gibt es einen blauen Stempel auf die Bordkarte. Und man darf ins Flugzeug. Landung in Wien ohne Umstieg - und welch Überraschung! Obwohl bis dahin sowohl Pass als auch Impfnachweise dreimal kontrolliert wurden, muss man beides bei der Einreise, die im Schleusensystem (jeder Passagier verlässt das Flugzeug durch abgesperrte Gänge) vorgenommen wird, erneut vorlegen! Fazit: Da ist viel Spielraum für verbesserte Abläufe ...
Skurril, Teil 2: Reisen wie immer
Zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder ans Meer. Im Hinterkopf die Staumeldungen vergangener Tage - unvergessen die 16 Stunden an der Kärntner Grenze im vergangenen Sommer. Ein Wochenende, die Zeit ist knapp. Was früher spontan ging, will heute gut vorbereitet sein: Kurz nach der Buchung bittet das Hotel um Details zu allen Reisenden für die örtlichen Behörden - bis hin zum Geburtsort. Was in Österreich fast grenzenlose Freiheit bringt, reicht für die Einreise in Italien nicht: Unabhängig von der Impfung, wird ein Antigen- oder PCR-Test verlangt. Also vor der Abfahrt in die Apotheke. Das Ergebnis kommt aufs Handy. Nicht vergessen: die europäische Reiseregistrierung.
Drei Seiten mit Details zu allen Reisenden. Das Ergebnis - samt QR-Code - kommt - erraten: aufs Handy. Aber was, wenn die Technik versagt? Zur Sicherheit alles einmal ausdrucken, man weiß ja nicht. Im Auto alles griffbereit, das Wochenende ist kurz, nur keine Zeit an der Grenze verlieren. Reisepass, Zettelwirtschaft, Impfpass (falls doch jemand fragt), QR-Codes und Screenshots am Handy. Alles da. Gespräche über Sonne, Meer und gutes Essen vertreiben die Zeit im Auto, die Grenze naht - und zieht unbemerkt vorbei. Kein Stau. Keine Schranken. Keine Kontrolle. Kein Grenzbeamter. Auch nicht bei der Rückreise. Eine Fahrt in den Urlaub wie vor Corona. Man fragt sich: Wozu die Bürokratie?
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