„Commander X“

Anonymous-Hacker nach zehn Jahren Flucht gefasst

Digital
22.06.2021 15:35

Das US-Justizministerium hat nach zehnjähriger Jagd offenbar ein Mitglied des Hacker-Kollektivs Anonymous verhaftet. Der als „Commander X“ bekannte Christopher Doyon wurde in Mexiko festgenommen, wo er sich vor den US-Behörden sicher wähnte. Er behauptet, politisches Asyl erhalten zu haben und fordert Unterstützung von der mexikanischen Regierung.

Die Vorgeschichte: Der heute 56-jährige US-Amerikaner hatte bereits im Jahr 2011 an der Organisation eines Protest-Camps vor dem Bezirksgericht im kalifornischen Santa Cruz mitgewirkt: Die Aktivisten protestierten gegen ein Verbot von Obdachlosenlagern, der Protest wurde nach rund zwei Monaten von der Polizei aufgelöst. Doyon wurde wegen „Schlafens in der Öffentlichkeit“ verhaftet, berichtet „Heise“.

„Commander X“ soll hinter DDoS-Attacke stecken
Drei Monate später wurde die Website der Bezirksverwaltung von einem sogenannten DDoS-Angriff lahmgelegt. Es handelt sich um einen einfachen Cyberangriff, bei dem der Server mit so vielen Anfragen überhäuft wird, dass er unter der Last den Dienst quittiert.

Einige Wochen nachdem Doyon verhaftet wurde, wurde die Website der Bezirksverwaltung Opfer einer DDoS-Attacke. (Bild: APA/dpa/Felix Kästle)
Einige Wochen nachdem Doyon verhaftet wurde, wurde die Website der Bezirksverwaltung Opfer einer DDoS-Attacke.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hatte der im Anonymous-Kollektiv engagierte Doyon an dem Angriff mitgewirkt, als Motiv nahm man Vergeltung an. Im Herbst 2011 wurde er verhaftet und angeklagt, auf Kaution kam er wieder auf freien Fuß. Statt zu seiner im Februar 2012 angesetzten Gerichtsverhandlung zu erscheinen, tauchte er unter.

Jahrelang in Kanada untergetaucht, dann Flucht nach Mexiko
Doyon soll zunächst nach Kanada ausgereist sein, wo er jahrelang auf der Straße gelebt haben soll. Bisweilen gab er dort auch Einblicke in sein Engagement im Anonymous-Kollektiv: Doyon schrieb ein Buch namens „Behind the mask“ über die berüchtigten Hacker.

Er trat auch in einer Anonymous-Doku im kanadischen Fernsehen auf. In dem Beitrag namens „The Face of Anonymous“ präsentierte er 2016 sogar die Anklageschrift des in den USA anhängigen Verfahrens. 2017 übersiedelte Doyon nach Mexiko, wo er eigenen Angaben zufolge als erster US-Amerikaner überhaupt politisches Asyl bekommen sollte.

Nach Festnahme sofort in die USA abgeschoben
Geholfen hat es nichts: Vor wenigen Tagen wurde „Commander X“ in Mexiko verhaftet und umgehend in die Vereinigten Staaten abgeschoben. Dort musste er bereits vor einem Bundesgericht erscheinen, wehrt sich aber nach wie vor gegen seine Verhaftung.

Zitat Icon

Bitte sagen Sie der Welt, dass ich illegal aus Mexiko überstellt wurde, wo ich politisches Asyl hatte und ein humanitärer Flüchtling war. Ich wurde im Schutze der Dunkelheit außer Landes gebracht.

Christopher "Commander X" Doyon

Über seine Schwester ließ er der Öffentlichkeit ausrichten: „Bitte sagen Sie der Welt, dass ich illegal aus Mexiko überstellt wurde, wo ich politisches Asyl hatte und ein humanitärer Flüchtling war. Ich wurde im Schutz der Dunkelheit außer Landes gebracht.“ Für die DDoS-Attacke auf die Bezirksverwaltung und das Nichterscheinen zu seinem Prozess drohen Doyon nun bis zu 17 Jahre Haft und eine sechsstellige Geldstrafe.

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