Der seit Dezember 2020 in Wien und Umgebung aktive Online-Supermarkt Gurkerl.at baut weiter aus und will in den nächsten Jahren profitabel werden. „Es ist realistisch, in zwei Jahren in die Gewinnzone zu kommen“, sagte Gurkerl.at-Chef Maurice Beurskens. In Tschechien und Ungarn mache die Gurkerl-Mutter Rohlik bereits Gewinn. Bei Kunden punkten will der Online-Lebensmittelzusteller mit lokalen und frischen Produkten, einem großen Bio-Sortiment und schneller Zustellung.
Gurkerl.at will auch Waren anbieten, die es bei anderen Supermärkten in Österreich nicht gibt, etwa Backwaren von Öfferl oder Lebensmittel der britischen Kaufhauskette Marks & Spencer sowie Produkte der Wiener Gastrobetriebe Mochi, Landtmann und Zum Schwarzen Kameel. Derzeit hat man 9000 Produkte - davon 20 Prozent in Bio-Qualität - von 260 Lieferanten im Sortiment.
Über den Sommer werden die Bestellungen erwartungsgemäß nach unten gehen, ab Herbst wieder hinauf.
Gurkerl.at-Chef Maurice Beurskens
Der Online-Supermarkt ist im Dezember 2020 mit 200 Bestellungen pro Tag gestartet, derzeit sind es rund 1500 Bestellungen. Der durchschnittliche Warenkorb beträgt rund 85 Euro. „Wir sind derzeit ganz gut unterwegs. Über den Sommer werden die Bestellungen erwartungsgemäß nach unten gehen, ab Herbst wieder hinauf“, erwartet der Gurkerl-Chef. Im Dezember rechne man mit rund 3500 Bestellungen pro Tag.
Bisher hat der tschechische Online-Supermarkt Rohlik rund sieben Millionen Euro in das Österreich-Geschäft investiert, vor allem in die Adaptierung der Lagerhalle in Wien. Die IT und Software stammt auch von Rohlik. Derzeit arbeiten rund 450 Beschäftigte für Gurkerl.at, im nächsten halben Jahr sollen noch mal 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazukommen.
Pandemie hat Zustellgeschäft angekurbelt
Die Coronapandemie hat das Lebensmittelzustellungsgeschäft in Städten von einem niedrigen Niveau ausgehend hierzulande angekurbelt, Gewinn macht noch kein Unternehmen damit. Billa liefert österreichweit nach Hause und hat im Coronajahr 2020 den Online-Umsatz von 30 auf 50 Millionen Euro gesteigert. Die anderen Anbieter haben bisher noch keine Umsatzzahlen gemeldet. Interspar stellt in Wien und Umgebung sowie Salzburg Stadt und Umland zu. Unimarkt liefert gemeinsam mit der Österreichischen Post und deckt aktuell rund 80 Prozent der Haushalte in Österreich ab. Der Online-Bauernmarkt markta stellt mit Partnern selbst in Wien zu, bietet Abholstationen an und verschickt auch österreichweit. In Wien sind unter anderem noch die Zusteller Alfies, Mjam und Hausfreund aktiv. Außerdem will das deutsche Liefer-Start-up Gorillas, das mit einer Lieferzeit innerhalb von zehn Minuten wirbt, nach Wien expandieren.
Beurskens sieht für Gurkerl noch genug Wachstumspotenzial in Wien und Umgebung. Alfies sei fokussiert auf Getränke, große Anbieter wie Interspar und Billa könnten nicht so schnell ausliefern und Mjam sowie künftig Gorillas würden sich auf kleine Liefermengen konzentrieren. „Wir haben ein anderes, großes Sortiment und gute Preise“, sagte Beurskens.
Liefergebiet wird noch erweitert
Gurkerl verspricht die Zustellung innerhalb von drei Stunden nach Bestellung in Wien und Umgebung - inklusive Mödling, Baden, Korneuburg und Klosterneuburg. „Die Liefergebiete werden wir noch erweitern. Wir wollen auch eine Zustellung bis Stockerau und Wiener Neustadt in naher Zukunft anbieten“, so der Firmenchef.
Im dritten und vierten Corona-Lockdown schnellte die Zahl der Bestellungen nach oben und viele Liefertermine waren schon ausgebaut. „Im Frühjahr war es vom Wachstum zu viel. Wir haben das Maximale geliefert, was technisch möglich war. Jetzt schaut es ganz anders aus“, so Beurskens. Verspätungen und Unverfügbarkeit von Lieferslots seien „sehr selten“.
Zustellung mit Erdgas-Autos
Die Zustellflotte des Online-Supermarkts besteht derzeit aus 60 Erdgasautos, ab September sollen 100 im Einsatz sein. Die Boten nehmen auch Pfand-Flaschen und Pfand-Behälter sowie die Gurkerl-Sackerl retour. Ab Sommer will Gurkerl einen kleinen Lieferhub in der Wiener Innenstadt betreiben, um Lieferungen mit E-Bikes und E-Roller zuzustellen. Die Fahrräder und Roller sind auch mit Kühlboxen ausgestattet.
Es geht um eine nachhaltige Entwicklung und nicht extremes Wachstum. Wir zahlen 100 Prozent der Steuern in Österreich und wollen bodenständig bleiben.
Gurkerl.at-Chef Maurice Beurskens
Eine Expansion außerhalb von Wien und Umgebung ist vorerst nicht geplant. „Daran sind wir momentan noch nicht interessant“, sagte der Gurkerl-Chef. Zuerst werde man die Lagerhalle in Wien ausbauen, dann werde ein zweiter Lager-Standort in Wien dazukommen. In drei Jahren könnte Gurkerl dann rund 10.000 Bestellungen pro Tag abwickeln. „Es geht um eine nachhaltige Entwicklung und nicht extremes Wachstum. Wir zahlen 100 Prozent der Steuern in Österreich und wollen bodenständig bleiben“, so Beurskens.
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