Aufgrund des Impffortschritts will der Gemeindebund laut Medienberichten die Infrastruktur für Gratis-Corona-Tests zurückfahren. Nach dem Sommer soll damit Schluss sein. Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl begründet das damit, dass für Personen, die sich auf keinen Fall impfen lassen wollen, kein Steuergeld ausgegeben werden soll. Diese sollten sich auf eigene Kosten testen lassen. Der Epidemiologe Gerald Gartlehner bezeichnet ein solches Vorgehen als „sehr gefährlich“.
„Ein grundsätzliches Verschwinden der Teststraßen, wie es jetzt genannt wurde, wäre sehr gefährlich und sehr heikel, weil wir eigentlich nicht wirklich wissen, was im Herbst mit der Delta-Variante auf uns zukommen wird“, sagte er im Ö1-Radio. Wenn man davon ausgehe, dass im Herbst 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, „dann ist doch noch immer ein großer Teil, der nicht geimpft ist und der auf diese Impfstraßen zurückgreifen wird“, so der Experte.
Experte: Tests trotz Impfung
„Und auch zur Beruhigung der schon geimpften Bevölkerung: Manche werden das Bedürfnis haben, wenn sie Erkältungssymptome entwickeln, sich trotzdem testen zu lassen“, betonte Gartlehner. Geimpfte müssten sich zwar grundsätzlich nicht testen lassen, denn das Restrisiko sei minimal - es gebe aber Ausnahmen: „Wenn man Symptome entwickelt, die auf Covid hindeuten“ - oder wenn man mit sehr vulnerablen Gruppen in Kontakt ist.
Gemeindebund: Bürger soll nicht für Impfverweigerer zahlen
Im Sommer wollen die Gemeinden die Gratis-Testangebote auf jeden Fall noch aufrechterhalten. „Das schulden wir dem Tourismus“, so Gemeindebund-Präsident Riedl im „Kurier“. Danach rechnet man aber damit, dass alle Österreicher eine Impfmöglichkeit hatten. „Warum soll der Steuerzahler für jene, die sich partout nicht impfen lassen wollen, Geld in die Hand nehmen?“, argumentiert er. Riedl verweist auf Testmöglichkeiten in der Apotheke und Selbsttests.
Beim Städtebund hält man nichts von einer Reduktion des Testangebots. Dessen Präsident, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), betonte auf Twitter, dass er „die Aufrechterhaltung der bestehenden und gut funktionierenden Teststraßen als essenzielles Instrument im Kampf gegen die Pandemie“ erachte. Dies bedeute zwar - auch für große Kommunen - einen hohen Ressourcenaufwand, doch die Infrastruktur müsse vor allem im Hinblick auf den Herbst und die Delta-Mutation offengehalten werden, befand er (siehe unten).
Ministerium versichert: Gratis-Tests bleiben im Sommer
Im Gesundheitsministerium reagierte man auf die Debatte laut „Kurier“ und Ö1 zurückhaltend. Die niederschwelligen und kostenfreien Testangebote sollen für die Sommermonate bestehen bleiben, wie sie dann in Zukunft ausgestaltet werden, darüber werde derzeit beraten. Die Testung von Verdachtsfällen soll jedenfalls auch künftig kostenfrei angeboten werden.
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