Wieso zwei Geräte laufen lassen, wenn es auch eines tut? Wer nach diesem Motto seinen vom Provider bereitgestellten Router gegen ein anderes Modell mit eingebautem Modem tauschen möchte, hat nicht bei jedem Anbieter die Möglichkeit dazu. Wir haben es im Magenta-Kabelnetz in Wien mit der AVM Fritzbox 6660 ausprobiert. Modernes WLAN nach 802.11ax-Standard (Wi-Fi 6) samt Kabelmodem: Das sollte hier doch optimal passen. Nichts da, sagte die Magenta-Hotline.
Während man bei DSL-Anschlüssen meist ohne größere Probleme eine Alternative zum vom Provider bereitgestellten Modem verwenden kann, ist das in Magentas Kabelnetz verboten. Weil auf der Modem-Router-Kombi vom Provider laut Hotline auch Vertragsdetails gespeichert sind, ist ein Wechsel nicht möglich. Man sei auf einheitliche Hardware angewiesen: Einen eigenen Router darf man nur zusätzlich zum, nicht aber als Ersatz für das Magenta-Gerät nutzen.
In Deutschland hat man die freie Wahl
Deutsche Provider sind da weiter, regeln das Vertragliche auf ihrer Seite des Anschlusses und schalten nach Bekanntgabe der MAC-Adresse alternative Router frei. Dort ist das gesetzlich so geregelt. Eine entsprechende EU-Richtlinie wird auch hierzulande gerne ins Treffen geführt, von den Providern - so auch unsere Erfahrung - aber so ausgelegt, dass ihre Zuständigkeit auch das Modem einschließt und der Kunde erst hinter diesem sein Heimnetzwerk konfigurieren darf, wie es ihm beliebt.
Ein Gerät allein hätte Vorteile
Das ist schade: Moderne Kabelrouter aus dem freien Handel unterstützen oft schnellere WLAN-Standards als Geräte vom Provider, haben oft praktische Zusatzfunktionen vom Netzwerkspeicher oder Internetradio-Knoten bis zum Drucker-Server, bieten besser bedien- und konfigurierbare Betriebssoftware. Sie sparen gegenüber einer Zwei-Geräte-Lösung obendrein Strom. Doch die Fritzbox 6660 - zumindest ihre Modemfunktion - bleibt eine verbotene Frucht.
Wir haben den Router mit der diabolischen Modellnummer am Ende wie vom Magenta-Support empfohlen benutzt: als reinen Router, obwohl ein Modem eingebaut wäre. Wahl hatten wir ja keine. Magentas eigentlich unnötiges Kabelmodem, das mit UPC Wi-Free (nach dem Opt-out-Prinzip) bei vielen Nutzern auch im reinen Modembetrieb nebenbei Strom für einen semiöffentlichen Hotspot verbraucht, blieb im Geschäft.
Ausgesprochen gut gemachte Software
Ein Wechsel zahlt sich trotzdem aus, zeigte unser Test. Der AVM-Router entschädigt mit ausgereifterer Software als auf jedem uns bekannten Provider-Gerät für den zwangsweise höheren Stromverbrauch. Das genutzte FritzOS ist über ein Web-Interface zu erreichen, nicht überfrachtet, reagiert schnell und verteilt die einzelnen Funktionen dort, wo man sie intuitiv auch vermuten würde. Es gibt regelmäßige Updates - und einen Profi-Modus, der noch einmal zusätzliche Menüpunkte freischaltet.
Die Software bietet eine Menge Funktionen, die mit Geräten vom Provider meist nicht möglich sind. Sie ist standardmäßig Mesh-fähig, also gut für das Zusammenspiel mit Repeatern und Powerline-Zugangspunkten (zumindest vom gleichen Hersteller) geeignet. Sie bietet Zugriff auf Features wie Port-Priorisierung, mit der man festlegt, was bei hoher Netzauslastung warten kann, erlaubt die Nutzung von VPN-Tunneln und alternativen DNS-Servern.
Schnell und mit starker Reichweite
Bei der Hardware wird ebenfalls einiges geboten: Über den modernen WLAN-Standard 802.11ax (Wi-Fi-6) funkt das Gerät auf der 5-Gigahertz-Frequenz bis zu 2,4 Gigabit pro Sekunde durch die Gegend, was freilich nur unter Idealbedingungen in Routernähe mit einem kompatiblen Gerät möglich ist.
Die Reichweite ist gut: In unserem Test deckte die Fritzbox 6660, zentral platziert, problemlos 200 Quadratmeter Fläche ab. In den Randbereichen und durch Wände sank die Geschwindigkeit dabei freilich in den zweistelligen Megabitbereich. Der Multi-Antennen-Router rief seine Leistung im Test auch dann zuverlässig ab, wenn mehrere Geräte gleichzeitig im WLAN aktiv waren.
Neben dem in unserem Fall leider nicht nutzbaren Kabelmodem hat die Fritzbox 6660 auch eine DECT-Basisstation für Schnurlostelefone eingebaut. Ein USB-2.0-Anschluss erlaubt die Nutzung einer externen Festplatte als Netzwerkspeicher, mit WPA3 ist eine zeitgemäße Verschlüsselung an Bord.
Verarbeitet ist der im Online-Preisvergleich rund 240 Euro teure Router auch gut, ein zweiter USB-Anschluss - etwa, um einen Drucker oder eine zweite USB-Festplatte anzusteuern - hätte ihm aber aus unserer Sicht nicht geschadet. Das Gerät wird bei hoher Auslastung warm, aber nicht heiß. Im Test hielt die Fritzbox 6660 aber auch länger andauernder hoher Auslastung problemlos stand, es waren keine Aussetzer oder ähnliches zu beobachten.
Fazit: Die Fritzbox 6660 ist ein sehr guter Router mit Kabelmodem. Weil letzteres für Magenta-Kunden eine verbotene Frucht bleibt und sie ohnedies nur die Routerfunktion nutzen können, bringt es vielen potenziellen Nutzern allerdings nichts. Das macht den Router unverdient unattraktiv: Für 30 Euro mehr bekommt man nämlich schon das für DSL-Anschlüsse vorgesehene Topmodell Fritzbox 7590 AX, das bei der Ausstattung - etwa durch einen zweiten USB-Port - noch ein Stück besser aufgestellt ist. Router ohne integriertes Modem sind indes auch deutlich günstiger zu haben.
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