Vor dem Grand Prix der Steiermark sprach unsere Formel-1-Legende Gerhard Berger im „Krone“-Interview über das Gigantenduell zwischen Red Bull und Mercedes, Drucksituationen und persönliche Erinnerung. „Red Bull ist in einer Aufwärtsspirale“, so Berger.
„Krone“: Gerhard, Red Bull reist mit drei Siegen in Serie zum Heim-„Doppelpack“ nach Spielberg. Kann man schon von einer Wachablöse sprechen?
Gerhard Berger: Im Moment ja. Ganz klar. Le Castellet gilt ja eigentlich als Mercedes-Strecke. Dass der Red Bull dort so stark war, ist, überraschend ist das falsche Wort, eine Bestätigung der letzten Rennen.
Das heißt?
Dass Red Bull auf Strecken mit unterschiedlichster Charakteristik schnell ist.
Würdest du so weit gehen und sagen, dass sich Mercedes im Moment in einer Abwärtsspirale befindet?
Nein. Ich würde sagen, Red Bull ist in einer Aufwärtsspirale. Mercedes ist das erste Mal richtig gefordert. Sie spüren den Druck, der von Max Verstappen und Sergio Perez sowie der ganzen Red-Bull-Truppe ausgeht. Und das ist für sie nach so vielen Jahren der Dominanz eine neue Situation. Und die erzeugt Druck.
Den auch Lewis Hamilton so richtig spürt, oder?
Ganz klar. Aber ich bin überzeugt, dass Hamilton dem gewachsen ist. Trotzdem macht er, wie jeder andere Mensch auch, in Drucksituationen den einen oder anderen Fehler. Nur wie ich den ehrgeizigen Doktor Wolff (Teamchef Toto Wolff erhielt von der Universität Cranfield die Ehrendoktorwürde) kenne, wird er nichts unversucht lassen, um wieder zurück zu alter Stärke zu finden.
Max Verstappen fährt in der Form seines Lebens. Der ist vollgepumpt mit Selbstvertrauen ...
Richtig. Und je größer der Punktepolster in der Weltmeisterschaft wird, desto lockerer wird er. Aber das ist ohnehin das übliche Spiel.
Jetzt gastiert die Formel 1 zweimal hintereinander in der Steiermark. Kann dieses „Doppel“ vielleicht schon so etwas wie ein Matchball für Red Bull werden?
Die Strecke sollte ihnen liegen, aber ein Heimspiel erzeugt auch einen gewissen Erfolgsdruck. Generell kann man das nie vorhersagen. In diesem Geschäft kann sich alles so schnell drehen. Ich sehe die beiden Teams im Moment auf Augenhöhe, wobei, wie man ja am Punktestand sieht, Red Bull ganz leicht die Nase vorne hat.
Was den Fans, die ja heuer endlich wieder live vor Ort sein können, natürlich Hochspannung garantiert ...
Für den Fan ist dieses Duell der Giganten natürlich superinteressant, ein beinhartes Match. Und die Saison ist so lange. Da kann noch viel passieren.
Du selbst bist fünfmal den Österreich-Grand-Prix gefahren. Was ist denn deine schönste Erinnerung?
Das war 1986. Ich war vom Start weg in Führung, hatte zur Halbzeit einen Riesenvorsprung, als ein 50-Cent-Teil bei der Batterieverbindung streikte. Daran erinnere ich mich gerne, aber gleichzeitig leide ich darunter. Sehr schmerzhaft.
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