Corinna Kamper ist Rennfahrerin und Motorsportexpertin für den ORF. Die Steirerin spricht im Interview mit der „Krone“ über den TV-Job, alte Bekannte, die Frauen-Serie und Klischees, die endlich aufhören müssen.
„Krone“: Corinna, die Formel 1 ist wieder in Österreich, und du bist seit dieser Saison als Expertin beim ORF dabei...
Corinna Kamper: Ja, eine tolle Herausforderung. Ich bin Teil der Sendung „Motorhome“, werfe dabei einen Blick hinter die Kulissen und beantworte Social-Media-Fragen der Fans. Ich bin auch selbst lange Rennen gefahren - wie etwa in der Formel Renault. Im Brotberuf betreibe ich eine Bootsführerscheinschule.
Ein Erfolgsgeheimnis ist sicher, dass du nicht nur mit Fachwissen, sondern auch mit deiner Erfahrung aus der Praxis punkten kannst.
Das ist sicher ein Punkt. Und ich kenne auch noch einige Fahrer von früher. Gegen Mick Schumacher bin ich zum Beispiel Kart gefahren. Der ist damals aber noch mit verdeckten Namen gestartet. Aber wenn sein Papa Michael an der Strecke aufgetaucht ist, dann war immer großer Bahnhof.
Mit einem anderen mehrfachen Weltmeister hast du gemeinsam bei Testtagen in Spanien gearbeitet. Kannst du davon erzählen?
Ja klar! Das war Sebastian Vettel. Ein Supertyp, der sich von mir sogar Tipps geholt hat. Er war total offen, es war ein cooler Austausch.
Quasi entdeckt hat dich einst Österreichs Motorsport-Legende Gustl Auinger...
Ich bin im Kart gesessen. Da war ich vielleicht acht Jahre alt. Mein Papa hat beim Rennen zugesehen, und der Gustl hat zu meinem Papa gesagt: „Unterstütz den Buam, der fährt gut!“ Gustl hat ja meine langen Haare unterm Helm nicht gesehen.
Das Thema „Frauen im Motorsport“ ist am Wochenende präsent. Du kommentierst dann das zweite Rennen der „W-Series“ in Spielberg.
Ich finde es gut, dass Frauen im Motorsport mit der W-Series eine Bühne bekommen. Auch im Tennis oder Skifahren gibt es ja die Frauenbewerbe. Auch ich will im Herbst versuchen, in die Serie zu kommen. Letztlich glaube ich aber auch, dass eine Frau sich in der Männerdomäne durchsetzen kann. In der DTM hat das Ellen Lohr vorgezeigt. Warum soll das nicht auch in der Formel 1 gelingen?
Woran fehlt es noch?
In die Formel 1 zu kommen ist verdammt schwer. Es gibt nur 20 Plätze weltweit. Aber man muss eigentlich schon früher ansetzen. Im Kartsport sind im jungen Alter gerade einmal sechs Prozent der Starter Frauen, später im Formelsport sind es sogar nur zwei Prozent.
Es muss normal sein, dass ein Mädchen in ein Kart steigt oder mehr Mädchen eine Ausbildung als Mechanikerin machen können.
Corinna Kamper
Wie kann man das ändern?
Man muss mit den Rollen-Klischees aufhören. Warum soll ein Bursche immer Blau tragen und ein Mädchen Rosa? Es muss normal sein, dass ein Mädchen in ein Kart steigt oder mehr Mädchen eine Ausbildung als Mechanikerin machen können. Quotenplätze sind aber sicher nicht die Lösung. Wenn man in die Formel 1 kommt, dann nicht, weil man eine Frau ist, sondern weil man schnell ist.
Apropos Formel 1: Dein Siegertipp fürs Rennen?
Ich tippe auf Max Verstappen. Max ist gut drauf, und das Auto ist sehr stark.
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