Die Wissenschaftler am Institut für Sozial- und Präventivmedizin des Lausanner Unispitals benutzten für ihre im Fachmagazin "Pediatrics" erschienene Studie Daten der SMASH-Umfrage aus dem Jahr 2002. Diese untersuchte die Gesundheit von 7.211 Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren, 3.305 Mädchen und 3.906 Burschen.
Die Jugendlichen wurden in vier Internetnutzer-Gruppen eingeteilt: Vielsurfer (mehr als zwei Stunden pro Tag), regelmäßige Surfer (an mehreren Tagen pro Woche und weniger als zwei Stunden täglich), gelegentliche Surfer (weniger als eine Stunde pro Woche) und Nichtsurfer (keine Internetnutzung während des letzten Monats).
Ohne Internet vereinsamt?
Bei den Burschen surften sieben Prozent häufig. 45 Prozent surften regelmäßig, 31 Prozent gelegentlich und 16 Prozent nie. Bei den Mädchen gab es mit zwei Prozent weniger Vielsurfer als bei den Burschen. 41 Prozent der Mädchen nutzten das Internet regelmäßig, 40 Prozent gelegentlich und 16 Prozent nie.
Es zeigte sich, dass die Vielnutzer beider Geschlechter häufiger auch depressive Symptome aufwiesen. Das Risiko gegenüber den regelmäßigen Surfern war bei den Burschen um 36 Prozent erhöht, bei den Mädchen um 86 Prozent. Zudem hatten die häufig im Internet surfenden Burschen häufiger Übergewicht, die Mädchen dagegen zu wenig Schlaf.
Zur Überraschung der Forscher hatten aber auch Jugendliche, die nie im Internet surfen, ein erhöhtes Depressionsrisiko (Burschen +31%, Mädchen +46%). Wie Studienleiter Pierre-André Michaud gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte, könnte dies daran liegen, dass Jugendliche ohne Internet faktisch vom kulturellen Umfeld ihrer Kollegen abgeschnitten sind.
Zu spät ins Bett
Dass die Jugendlichen das Internet nicht nützen, liegt wohl nicht daran, dass ihre Familien keinen Computer besitzen – laut der Studie sind Nichtnutzer-Familien nicht ärmer als andere. Es handle sich eher um sozial isolierte Jugendliche. "Das heißt aber nicht, dass ein Jugendlicher, der das Internet nicht braucht, unglücklich sein muss", sagte Michaud.
Mädchen nutzten das Internet vornehmlich für soziale Zwecke. Das führe wohl dazu, dass sie spät ins Bett gingen und sich so ein Schlafmanko einhandelten, spekulieren die Forscher. Die Burschen stehen eher auf Computerspiele, einige um sich einen Adrenalinkick zu geben, wie Michaud sagte. Das führe anscheinend nicht zu weniger Schlaf.
Kinder im Auge behalten
Michaud und seine Kollegen empfehlen Eltern, darauf zu achten, dass ihre Kinder nicht zu viel Zeit mit Surfen im Internet verbringen. Jugendliche sollten aber auch nicht ganz vom Computer ferngehalten werden. Mehrmals pro Woche ins Internet zu gehen, bis zu zwei Stunden pro Tag, könne als normales Verhalten beurteilt werden.
"Eine gelegentliche Nutzung des Internets in der Freizeit gehört zu unserem Gesellschaftsverhalten", sagte Michaud. Die im Internet verbrachte Zeit sei aber nur ein Aspekt, warnte er. Eltern sollten auch ein Auge darauf haben, was genau ihre Schützlinge im Internet suchten und machten.
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