Sie stehen und schauen zu, wie ein Tschetschene in einem Spiellokal grundlos zusammengeschlagen wird. Sie sind aber alle Polizisten - auch die, die prügelten. Aufgeflogen war die Sache, nachdem der „Krone“ ein Video aus der Überwachungskamera zugespielt worden war - und die Wiener Gebietskrankenkasse die Behandlungskosten des Verletzten von der Polizeidirektion Wien einforderte.
Die darauf folgenden Ermittlungen richteten sich zuerst gegen den Tschetschenen, bis klar wurde, dass entgegen aller Vorschriften der Vorfall seitens der Polizisten nicht dokumentiert worden war. Nach dem Auftauchen des Videomaterials stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen den 29-jährigen Tschetschenen umgehend ein. Stattdessen wurde gegen die Polizisten ermittelt.
Wegen Amtsmissbrauch und Körperverletzung angeklagt
Gegen die acht Polizeibeamten hat die Staatsanwaltschaft Wien nun Anklage wegen Amtsmissbrauch erhoben. Die beiden Hauptangeklagten haben sich auch wegen Körperverletzung zu verantworten. Der Prozess gegen sie beginnt am kommenden Mittwoch am Wiener Straflandesgericht.
Der Prozess ist auf drei Tage anberaumt. Die Urteile sind für 3. Juli geplant. Im Fall von Schuldsprüchen droht den Beamten der Amtsverlust, sollte das verhängte Strafausmaß ein Jahr übersteigen.
Zeuge wegen „sprachlicher Barriere“ nicht befragt
Bei der Klärung der Vorgänge dürfte zunächst schleißig ermittelt worden sein. Es gab nämlich einen unbeteiligten Zeugen, der in dem Lokal anwesend war, während der 29-Jährige geschlagen wurde. Dieser Zeuge - ein Slowake - wurde allerdings nicht zu seinen Wahrnehmungen zeugenschaftlich vernommen.
Aufgrund der „sprachlichen Barriere“ sei mit keinen neuen Erkenntnissen zu rechnen, wurde im Ermittlungsakt nach einem kurzen Telefonat mit dem Slowaken sinngemäß festgehalten. Es wurde weder ein Übersetzer beigezogen noch der Zeuge im Rechtshilfeweg in der Slowakei einvernommen. Beim Prozess ist der Mann nun - ebenso wie der Tschetschene - als Zeuge geladen.
Kronen Zeitung/krone.at
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