Ab dem 22. Tag nach der ersten Corona-Impfung braucht man in Österreich keinen Test auf eine Infektion mit dem Virus mehr zu machen, wenn man etwa in ein Café oder zum Friseur gehen will. Das ist für den Experten und Molekularbiologen Ulrich Elling zu früh, da nur der erste Stich noch nicht genug gegen die in Österreich an Boden gewinnende Delta-Variante schützt. Zudem müsse alles darangesetzt werden, „das Wettrennen mit der Impfung zu gewinnen“. Er schlägt vor, dass die Testpflicht für alle aufrecht bleiben sollte, die noch keine Zweitimpfung haben, sowie dass Urlauber sich nach ihrer Rückkehr PCR-testen lassen.
Trotz insgesamt niedriger Covid-19-Infektionszahlen gewinnt der Anteil der erstmals in Indien nachgewiesenen Delta-Variante des SARS-CoV-2-Virus hierzulande an Boden. Mit Blick in Richtung Herbst müsse man alles tun, um die Infektionen mit der ansteckenderen Variante niedrig zu halten, so Elling zur APA. Der am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätige Forscher ist zusammen mit Kollegen um Luisa Cochella vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie Teil des Coronavirus-Variantenüberwachungsteams.
Delta-Variante wird in Bälde dominieren
Laut Zahlen aus der Vorwoche liegt der Delta-Anteil unter den Neuinfektionen bei rund 25 Prozent, die bisher beobachtete Entwicklung lasse aber darauf schließen, dass die deutlich ansteckendere Variante schon in den nächsten Wochen dominant wird, so Elling. Gegen die Variante wirken die Impfstoffe gegen das Coronavirus zwar gut - aber in vollem Umfang erst ab dem zweiten Stich. Daher müsse alles getan werden, dass bis zum Herbst die Durchimpfungsrate hoch ist und sich tunlichst alle auch den zweiten Stich holen. Einmal Geimpfte könnten nämlich sich und auch andere anstecken.
Vor einer breiteren Eskalation schützen Österreich aber zum Glück aktuell einige Faktoren, wie die schon beträchtliche Impfrate, die hohe Impfstoffverfügbarkeit, der größer als erhoffe saisonale Effekt und die vor der Tür stehenden Schulferien. Immerhin betreffen die stark steigenden Delta-Zahlen in Großbritannien vielfach junge Menschen. Gleichzeitig betrachtet Elling die Ferienzeit aber auch als „schlecht kontrolliertes Fenster, denn wir werden erst wissen, was die Menschen aus dem Urlaub mitbringen, wenn sie wieder da sind“.
Die nächsten Varianten werden noch infektiöser werden
Die nächsten Varianten werden nicht mehr wie Alpha, Beta, Gamma und Delta aus dem ursprünglichen „Wildtyp“ entstehen, da dieser völlig abgemeldet ist. Es sei klar, dass neue Abkömmlinge aus schon ansteckenderen Varianten auch immer infektiöser werden. Für Elling sollte daher jeder Urlaubsrückkehrer einen PCR-Test machen.
Immerhin habe man es in Österreich zuletzt geschafft, die Varianten Alpha und Beta quasi zu eliminieren. Dass jetzt Delta ansteigt, sei noch nicht überdramatisch, aber ein klarer Trend, den man nicht übersehen sollte, so der Experte. Schlussendlich brauche es eine Herangehensweise, die die neue Variante jetzt zumindest konstant hält.
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